Ozric Tentacles - Technicians Of The Sacred

Review

Ein wenig unfair ist es ja schon. Egal ob radikale Abkehr von frühen Glanztaten, schamlose Hinwendung zum Stadionrock oder eben doch ewige Stagnation – die großen Prog-Veteranen können sich ihrer Narrenfreiheit gewiss sein. Auf der anderen Seite stehen dann ewige Underground-Legenden wie die OZRIC TENTACLES, deren Space-Rock-Klassiker, z.B. „Erpland“ (1990), bis heute viel zu wenig Beachtung finden. Doch trotz ausbleibender Erwartungshaltung der Massen gehen die Briten entwicklungstechnisch seit jeher auf Nummer sicher. „Technicians Of The Sacred“ bildet da keine Ausnahme.

Sicherlich grenzt es angesichts der allgegenwärtigen Weltmusik-Einflüsse jedoch an Verleumdung, den Instrumental-Rockern vollständigen Stillstand vorzuwerfen. Zudem scheint bandintern schwerste Zufriedenheit mit dem jüngsten Material zu herrschen: Erstmals in ihrer Karriere veröffentlichen die OZRIC TENTACLES ein Doppelalbum. Eine Aufspaltung, die sich nach einigen Hördurchläufen als durchaus sinnvoll erweist. So dominiert Bandkopf und Tastenfrickler Ed Wynne die stark Electronica-beeinflusste erste Hälfte von „Technicians Of The Sacred“ mit schwurbeligen Soundscapes zwischen Tropenurlaub und Mario Kart 64. Hierbei bildet ein dauerpräsentes Amalgam aus rhythmisch-treibenden Bassläufen und zärtlich zurückhaltenden Percussionklängen das Fundament für die Synthie-Spielereien des einzig verbliebenen Gründungsmitglieds. Die Vorzüge der Studioumgebung maximal ausreizend, schmeißt man noch sprudelnde Orgelklänge und spanisches Gitarrengefiddel mit in den Topf. Et voilà – fertig ist der dreiviertelstündige Trip.

Über klares 12-Saiter-Strumming und elektronische Saxophon-Imitate in der zweiten Hälfte könnte man glatt vergessen, dass Wynne ja auch noch so etwas wie eine E-Gitarre bedient. Zwecks akkurater Charakterisierung als Rockmusik, versteht sich. Diese zieht jedoch den gemächlichen Weg durch den Hintereingang vor – und gewährt somit ein wenig Einblick in das Albumkonzept. Denn schlussendlich entpuppt sich „Technicians Of The Sacred“ als halbwegs ruckelfreie Exponentialfunktion. Werden die eingestreuten Gitarrenleads zu Beginn noch bis zum Exzess durchs nervös blinkende Kaoss Pad geschleift („Butterfly Garden“), so lassen sich spätere Stücke wie „Epiphlioy“ zumindest in Teilen als „von schwereren Riffs dominiert“ paraphrasieren.

Prog und Space Rock, World und Dub, Drum ’n‘ Bass im Delay-Pedal-Modus – die OZRIC TENTACLES geben ohne Frage eine Menge Hausaufgaben auf. Und wenngleich man hier rational betrachtet die vertonte Langeweile für materialhungrige, seit 1983 aktive Die-Hard-Fans abliefert, so wird auch „Technicians Of The Sacred“ wieder ihre verkopften Anhänger finden. Schließlich gibt es  – einmal durch das monotone Klangbild gebohrt – viel zu entdecken. Wer sich die Mühe machen möchte – bitteschön. Ansonsten: Fahrstuhl-Prog für Nebenbei. Weitermachen.

01.07.2015
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