Pastör - Scheinwelt

Review

Doom-Stoner-Rock in deutscher Sprache – so charakterisiert sich das Ruhrpott-Quintett PASTÖR, das mit „Scheinwelt“ sein erstes Studioalbum auf den Markt bringt. Moment mal – Doom auf Deutsch? Außer Bands wie BETHLEHEM oder EISENVATER, welche gerne mal derartige Passagen in ihre Musik einbauen, fallen mir da gerade keine Genre-Kollegen ein.

So weit, so gut. Den Gesangspart bei PASTÖR übernimmt Kay Plaeßmann, welcher zuvor bei den Proggern von SCHIZOPHRENIC VOICES aktiv war. Sein Stil reicht von dünn gesäten, aber gut platzierten Schreien über tief gesprochene/geflüsterte Passagen bis hin zum überwiegend verwendeten Klargesang. Letzterer löst bereits im Opener „Entlang der Tiefe“ eine gewisse (unfrewillige?) Deutsch-Rock-Assoziation aus. Das muss ja zunächst gar nichts schlechtes sein, würden nur die gedoppelten Vocal-Spuren samt eingängigen Arrangements die Gitarren nicht immerzu in die zweite Reihe verdrängen. Zumal das Gitarristen-Duo durchgehend fett gedroppte Riffs raushaut.

Man könnte es bei dieser Sicht der Dinge belassen, wären da nicht diese kleinen Momente, in denen PASTÖR den Hörer mit überraschenden Einspickungen aus der Reserve locken. So fügt sich am Ende der englischsprachigen Walze „Grunge Doom“ ein psychedelischer Part ein, bei welchem sogar eine Mundharmonika durchklingt. Auch in Songs wie „Beichtstuhl“ oder dem Titeltrack „Scheinwelt“ wechselt sich die Stoner-Walze immer wieder mit ruhigen, melodisch arrangierten Clean-Passagen ab.

Mit „Sehnsucht“ befindet sich dann noch eine Power-Ballade auf dem Album, über deren Existenzberechtigung man auf einem sechs Titel starken Album sicher streiten darf. Obwohl es in der Szene ja beinahe schon einer Bestrafung gleicht, erinnert mich der tiefe Gesang Plaeßmanns hier in positiver Weise an den Graf von UNHEILIG. Gleichzeitig gelingt es ihm aber, sich hier und da aus tiefen Stimmlagen hochzuarbeiten und somit durch kraftvollen Stimmeinsatz zu überzeugen. Eben der Faktor, der einen bei manch frontalerem Song die gehörige Schippe Rauheit und Dreck vermissen lässt. Kann man für Stoner Rock etwa zu gut singen?

PÄSTOR zeigen auf „Scheinwelt“, dass Potential vorhanden ist, sie aber noch keine feste Schiene fahren, sodass einige Passagen zu austauschbar wirken. Zwischen eingängig und brachial – etwas eigenes lässt sich aus diesen Elementen sicherlich kreieren, allerdings fügen diese sich hier (noch) nicht zu einem großen Ganzen zusammen. Dranbleiben!

16.02.2014
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