Pendulum - Inertia

Review

Mo- … Moment, die Veröffentlichung des letzten PENDULUM-Albums „Immersion“ ist schon tatsächlich 15 Jahre her? *zerfällt zu Staub*

In der Tat: Das letzte Studio-Release „Immersion“ der Electronic-Schwergewichte zählt schon 15 Lenze. Die Band hatte sich seitdem kurzweilig aufgelöst, kehrte 2014 jedoch wieder zu Live-Aktivitäten zurück und veröffentlichte einen neuen Song namens „Napalm“. Zwei EPs mit den Namen „Elemental“ und „Anima“ erschienen 2021 bzw. 2023 und nun, anno 2025, kommt ein neues Studioalbum mit dem verheißungsvollen Titel „Inertia“. Das Attribut „neu“ muss in diesem Falle jedoch unbedingt ausdefiniert werden, denn neben der wie erwähnt bereits etwas älteren Single „Napalm“ finden sich auch sämtliche Tracks der genannten EPs auf der neuen Platte, sodass „nur “ sieben Stücke der Trackliste wirklich neu sind.

PENDULUM fassen unter „Inertia“ neues und älteres Material zusammen

Jetzt ist die Verwendung von EP-Material für ein Full-Length-Release nicht unbedingt etwas Schlimmes, zumal sich die Waage an altem und neuem Material ja ungefähr im Gleichgewicht befindet. Insofern liefern PENDULUM ausreichend Gründe für Kenner der älteren Songs, sich mit „Inertia“ auseinander zu setzen. Wer dies tut, findet in der 2025er Inkarnation der britisch-australischen Formation um Rob Swire eine breit aufgestellte, im Kern wahnsinnig tanzbare Angelegenheit vor, die zwischen den Drum And Bass-Wurzeln, Breakbeat-Elementen und modernerer Einflüsse („Come Alive“ könnte möglicherweise eine Ahnung Synthwave aufweisen) einiges an Stilvielfalt im abgesteckten Gebiet der elektrischen Tanzmusik aufweist. Gottseidank sind sämtliche Dubstep-Elemente aus dem klanglichen Umfeld der Band verbannt worden.

Die Herren scheinen also wieder einmal ein transzendentales Verständnis in Sachen Relevanz vorzuweisen, wenn man es so nennen kann. Anders ausgedrückt gehen sie zur gleichen Zeit ein Stück weit mit der Trends mit, kehren immer wieder zu ihren Ausgangspunkten zurück („Colourfast“ weist z. B. Spurenelemente von „Propane Nightmares“ und „Under The Waves“ auf) und zollen immer wieder Legenden wie APHEX TWIN oder THE PRODIGY ihren Tribut. Auch Gastauftritte dürfen nicht fehlen, heuer sind u. a. BULLET FOR MY VALENTINE („Halo“) oder WARGASM („Cannibal“) mit von der Partie, sodass auch wieder eine Auswahl an Tracks zünftige Metal-Attribute aufweisen.

Dabei spiegelt das Album das Thema der Selbstfindung vielleicht ein bisschen zu treffend wider

Im Pressetext sinniert Chef Swire darüber, wie sehr das neue Album die Frage nach der Existenzberechtigung von PENDULUM anno 2025 widerspiegelt und wie sehr ihn die Frage, wie die Band nun wohl klingen solle, den Entstehungsprozess geprägt habe. In der Tat reflektiert die Trackliste diese Fragestellung ziemlich treffend, vielleicht etwas zu treffend. Denn „Inertia“ fehlt der rote Faden, es wirkt mehr wie eine Compilation denn wie ein Album, dem ein kreativer Kerngedanke vorausgegangen ist. Das kann man natürlich darauf zurückführen, dass die Platte eben nur knapp zur Hälfte wirklich originelles Material enthält, während der Rest von den genannten EPs stammt.

Aber es wirkt eben wie ein etwas orientierungsloses Sammelsurium an Dingen, die ihre logischen Ursprünge im Umfeld der Band gehabt haben könnten und als solche nun zusammen getragen worden sind. Dazu kommt, dass die poppigen Cuts noch poppiger geworden sind und dadurch arg lasch geraten sind. „Louder Than Words“ ist beispielsweise so eine Nummer, die abgesehen vom Breakbeat im Radio-Airplay kaum auffallen würde. Auf der Haben-Seite bringen die Herren jedoch auch wieder eine Handvoll Hits mit wie beispielsweise das dank WARGASM-Feature ordentlich zwiebelnde „Cannibal“ mit leichter IGLOOGHOST-Schlagseite, sodass sich auch hier die Waage ungefähr hält. Damit ist „Inertia“ ein hinreichend solides Full-Length-Comeback mit etwas fadem Beigeschmack aber noch genug PENDULUM, um Fans bei der Stange zu halten.

15.08.2025

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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