Pénitence Onirique - Nature Morte

Review

Bei PÉNITENCE ONIRIQUE handelt es sich um eine Band aus Frankreich, die sich seit der Gründung 2015 dem melodischen Black Metal verschrieben hat. Wie es für das Genre üblich ist, geben sich auch die Franzosen mystisch: Sie treten verkleidet auf und verdecken auch ihre Gesichter. Ihre bisher erschienenen Alben „V.I.T.R.I.O.L“ und „Vestige“ haben schon Eindruck hinterlassen. Mit „Nature Morte“ legt das Sextett jetzt nach.

„Nature Morte“ – kein düsteres Stillleben

Wer bei dem herbstlich anmutenden Albumcover und dem Titel – der auf Deutsch so viel wie Stillleben bedeutet – monoton vor sich hintreibenden Atmospheric Black Metal erwartet, wird nach einem sphärischen Intro schnell eines Besseren belehrt. PÉNITENCE ONIRIQUE machen keine Gefangenen: Sie peitschen auf „Désir“ direkt los und halten dieses Tempo auch über die kommenden vier Minuten nahezu konstant. Trotz des hohen Tempos erzeugen die Melodiebögen eine majestätische Stimmung. Gelegentlich lockern sie alles kurz auf, damit keine Eintönigkeit entsteht.

PÉNITENCE ONIRIQUE gehen neue Wege

Dieses Konzept gelang PÉNITENCE ONIRIQUE schon auf den vorangegangenen Alben – wobei es nie einen wirklichen Wiedererkennungswert der einzelnen Songs gab. Auch innerhalb der Black-Metal-Szene konnten sich die Franzosen nicht hervortun. Mit „Nature Morte“ sind sie aber auf dem richtigen Weg, ein eigenes Profil zu erstellen. Der Titeltrack kann hier wegweisend sein, denn er wirkt erhaben, mächtig und verglichen mit früher individuell. Die angenehm erfrischende Gitarrenarbeit in der zweiten Hälfte ist im Black Metal selten.

Licht und Schatten

Auch auf „Je Vois Satan Tomber Comme L’Éclair“ zeigen die Franzosen, welches Potenzial in ihnen steckt. Das Stück überzeugt durch Progressivität, mächtige Melodiebögen und zum Ende hin mit grandioser Epik. Mit „Pharmakos“ weben sie sogar Elemente griechischer Folklore ein und erzeugen damit ein Gesamtkunstwerk, das man von PÉNITENCE ONIRIQUE gar nicht erwartet hätte. Das abschließende „Les Indifferenciés“ hebt sich hingegen kaum ab und baut über die neun Minuten hinweg wenig Spannung auf.

Masse oder Klasse?

Mit „Nature Morte“ haben PÉNITENCE ONIRIQUE einen spürbaren Schritt nach vorne gemacht. Das Songwriting ist deutlich differenzierter und abwechslungsreicher. Dank der vielen eingewobenen Melodien werden die einzelnen Stücke nur selten langweilig.

Dennoch präsentieren uns die Franzosen nichts, was in dieser Form nicht schon im Black Metal existiert. Schlecht ist das Album bei weitem nicht, doch es unterscheidet sich zu wenig von der Masse. Normalerweise haben Black-Metal-Alben, die im Herbst/Winter veröffentlicht werden, Kälte inne. PÉNITENCE ONIRIQUE jedoch vermitteln ein wärmendes Gefühl, dass man angesichts der Jahreszeit gut gebrauchen kann.

15.11.2023
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