Place Vendome - Place Vendome

Review

Kai Hansen in Ehren, aber Michael Kiske und HELLOWEEN gehören für mich genauso untrennbar zusammen wie Rolf Kasparek und RUNNING WILD. Alles andere ist indiskutabel. Punkt. Ärgerlich sind nur so unkluge Äußerungen wie sie verstärkt um die Jahrtausendwende von etlichen Rock- und Metal-Musikern wie Billy Corgan (SMASHING PUMPKINS), Bruce Dickinson (IRON MAIDEN), Rob Halford (JUDAS PRIEST) oder wenige Jahre später auch von Michael Kiske kamen, dass Rock und Metal tot und somit auch völlig überflüssig geworden sind, und diejenigen, die sich mit dieser „unchristlichen“ Nischenmusik immer noch beschäftigen, früher oder später ebenfalls zu dieser Erkenntnis gelangen werden. Schön zu sehen, dass Billy zwischenzeitlich dann doch seine SMASHING PUMPKINS reaktiviert hat (mittlerweile aber auch schon wieder einzustampfen gedenkt, weil der gute Herr mit einigen Kritikpunkten seiner Fans nicht ganz einverstanden ist), Bruce und Rob wieder bei ihren vorherigen Brötchengebern gelandet sind und Michael, ja, der beharrt noch immer auf seinem Standpunkt, den ich ihm auch von Herzen gönne, so lange er es eben doch nicht lassen kann und hin und wieder seine markante, charakteristisch hohe, aber immer treffsichere Stimme einsetzt, um damit so wunderbare Songs wie die von PLACE VENDOME zu veredeln. Warum man dieses Band-Projekt, das hauptsächlich aus Musikern von PINK CREAM 69 und VANDEN PLAS besteht und bereits 2005 debütierte, jedoch unbedingt nach einem der fünf Königlichen Plätze von Paris benennen musste, erschließt sich mir nicht wirklich, aber so Namen wie TOXIC TASTE oder FURZE zum Beispiel sind ja auch nicht gerade das Non-Plus-Ultra.

Seien wir also ehrlich, wer beim Opener „Cross The Line“, dessen Riff an das von Jake E. Lee in OZZYs „Bark At The Moon“ erinnert, nicht mit seinem Arsch hochkommt, in leichte Kopfbewegungen oder Luftgitarrespielen verfällt, der ist entweder bereits scheintot oder hat sein Gehör und Gehirn beim Musikantenstadl verloren. Auch die Halbballaden „I Will Be Waiting“ und „Too Late“ können sich hören lassen, erinnern stellenweise an Bands wie REO SPEEDWAGON, CHICAGO oder FOREIGNER – damit dürfte klar sein, woher der Wind weht – und punkten uneingeschränkt, genauso wie der folgende Groover „I Will Be Gone“. Etwas härter wird’s dann erst wieder mit „Setting Sun“, einem meiner Favoriten vom Album, bei dem der mehrstimmige Gesang im Refrain Gänsehaut erzeugt und das Herz während des wundervollen Gitarrensolos im letzten Drittel schneller schlagen lässt. Auch der Titelsong rockt ganz gewaltig, bevor „Heaven’s Door“ die erste von drei aufeinanderfolgenden (Halb-)Balladen einläutet, die zwar durchaus wunderschön arrangiert sind, aber über diese Distanz etwas langatmig und temperamentlos wirken. Lediglich das abschließende „Sign Of The Times“, ein atmosphärisch-dichter Mid-Tempo-Track, fährt noch einmal einige harte Riffs auf, die es wirklich in sich haben.

„Place Vendome“ ist ein starkes AOR- bzw. Melodic-Rock-Album geworden, das zwar zu einem großen Teil von seinen balladesken Momenten lebt, aber auch jede Menge Power hat, der man die Heavy-Metal-Herkunft nicht abschreiben kann. Und da für den Nachschlag, der für Ende Februar 2009 geplant ist, unter anderem auch Magnus Karlsson, der zuletzt mit seinem zweiten ALLEN/LANDE-Album „The Revenge“ ausgereiftes, originelles und anspruchsvolles Songwriting vom Stapel ließ, gewinnen konnte, bin ich schon jetzt sehr gespannt, was Herr Kiske zusammen mit PLACE VENDOME noch in petto hat.

25.12.2008
Exit mobile version