Plasmodium - Towers Of Silence

Review

Moment mal. Einen zweiten Blick auf das Artwork von “Towers Of Silence” muss man schon riskieren, wenn der erste Track des Albums beginnt. Wer hier mit glasklarem Prog-Metal gerechnet hat, wird erstmal Platz nehmen oder zumindest für einen festen Stand sorgen müssen. Was aus den Boxen dringt ist zwar auch als durchaus sperrig zu bezeichnen, allerdings nur im Hinblick auf die Hörgewohnheiten selbsternannter Musik-Gourmets.

Tiefe Schwärze aus dem Untergrund Australiens

Ist der fünfte Kontinent gemeinhin für viel Sonne und Spaß am Strand bekannt, zeigen PLASMODIUM auf ihrem zweiten Album erneut, wie finster es am anderen Ende der Welt auch zugehen kann. Die Musik klingt so, als sei sie mit einem einzigen Großmembran-Mikro direkt in einer Höhle aufgenommen worden und lässt sich am ehesten als abgrundtief räudigen Black Metal beschreiben. Wer glaubt, “Endless Wound” von BLACK CURSE sei das sadistischste Album in der Geschichte des bitterbösen Metals, wird beim Hören dieser Platte eines Besseren belehrt.

PLASMODIUM: direkt aus der Hölle

Auf “Pseudological” gerät der Sänger derart in Ekstase, das man das Erzeugnis nur krank beschreiben kann. Genauso wie das Ende des Songs, in dem ätzendes Schmatzen zu hören ist. Das Label bezeichnet PLASMODIUMs Musik als Cosmic-Black-Metal, der ultra verwaschene Mix klingt indes weniger kosmisch als viel mehr höllisch.

Permanente Taktwechsel untermauern ein scheinbar zusammenhangloses Potpourri aus Lärm, während dämonischer Sprechgesang das Herz der Hörer zu einer Rosine zusammenschrumpfen lässt. Die Herrschaften die sich einen solch bösartigen Krach ausgedacht haben, hören auf klangvolle Namen wie “Fuath (Disembodiment)”, “Demoninacht (Limbic Chaos)”, “Nocentor (Reverberactions)”, “Aretstikapha (Invocations)” und “Yen Pox (Spiteful Whirlwind Generation)”. Welche Rolle innerhalb der Band sich in den Klammerzusätzen verbirgt, bleibt ein Geheimnis.

“Towers Of Silence” bringt keinen Spaß

Gerade ein Sub-Genre wie der Black-Metal ist ohnehin überflutet von misanthropischen Missetätern, die jedwedem Unterhaltungswert der Musik abgeschworen haben. PLASMODIUM wirken bei der Ausübung ihres Gewaltaktes am Wohlbefinden der menschlichen Seele aber überaus authentisch. Selten hat man es mit einem ähnlich fiesen Geknüppel und unverschämt hässlichen Sound zu tun, wie auf “Towers Of Silence”.

Selbst die jüngeren Outputs von Acts wie REVENGE ließen sich im Vergleich zu “Towers Of Silence” bedenkenlos beim nächsten Kindergeburtstag als Begleitmusik verwenden, ohne das Langzeitschäden bei den Hörgewohnheiten der Kleinen befürchtet werden müssten. Bei den Australiern von PLASMODIUM kann man dies allerdings nicht reinen Gewissens bestätigen.

In jedem Fall polarisieren PLASMODIUM mit ihrer Musik ungemein. Ständig fühlt man sich zwischen Gefühlen tiefster Abneigung und blutlüsterner Geilheit hin und her getrieben.

20.04.2021

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