Polaris - Dawn Of The Last Day

Review

Wenn sich eine Thrash-Band POLARIS nennt, denkt man als gebildeter Mensch selbstverständlich umgehend an den Quasi-Titeltrack des Kalter-Krieg-Klassikers von MEGADETH: „Rust in Peace… Polaris“. An die kompositorische Brillanz des – festhalten – stets POLARISierenden Megadave zu dieser Schaffensphase kommen die Jungs aus Hattingen auf ihrem Debüt-Album nach neun Jahren Bandexistenz zwar nicht (ganz) heran. Eine ordentliche Rakete ist „Dawn Of The Last Day“ aber doch geworden.

Der recht hohe Gesang Alexander Lindas zwischen NUCLEAR ASSAULTS John Connelly, MILLE und in den seltenen hektischeren Momenten Tony Foresta von MUNICIPAL WASTE kündet wütend von den kleinen und großen Katastrophen menschlicher Existenz. Und zwischen diesen Koordinaten bewegen sich die Songs auch instrumental – mit einem Schuss Melodie und Technik im Sinne eingangs erwähnter MEGADETH. Die flüssig arrangierten und zum Glück nicht zu bollernd produzierten Songs zeigen sich dabei im Genre-Rahmen durchaus vielseitig.

Am stärksten sind sie meines Erachtens immer dann, wenn eingängig stampfende AMON-AMARTH-Riffs („Fire From The Sky“!) die Basis bilden, allerdings auf Thrash getrimmt und bei Bedarf exzessiv wiederholt, auf dass sich die Tonfolge auch schön im Nacken festbeiße. Dass dies für ordentlich Wirkungstreffer sorgt, haben ja nicht zuletzt LEGION OF THE DAMNED wiederholt deutlich gemacht. POLARIS jubeln diese im Midtempo gnadenlos vorwärts marschierenden Passagen ihren ansonsten von Highspeed-Attacken dominierten Songs gern mal als Stütze unter und garnieren alles mit einprägsamen melodischen Soli. Bei „Immolation Of The Dead“ zum Beispiel, und nicht nur da, winken Sami und Mille mit der Leadgitarre.

Lediglich das Schlagzeug ist für meinen Geschmack mitunter etwas ZU straight gehalten – aber das ist sowohl subjektiv als auch marginal.

Also nix da mit dem heimischen Untergrund ´ne Chance geben usw. – das hier braucht keinen guten Willen, das hier ist im guten (das heißt nicht: routinierten) Sinne professioneller Thrash, der um das Riff herum tatsächlich gute, zum Teil richtig coole Songs bietet. POLARIS ist mit „Dawn Of The Last Day“ somit ein rundum gelungenes Oldschool-Album gelungen, dass die in Richtung der Vorväter schielende neuere Generation des Thrash von WARBRINGER bis GAMA BOMB mit ins nuklearen Sprengstoff transportierende Boot holt und so stets frisch und bedrohlich bleibt. Weder okkulter Black-Thrash noch getarnter Metalcore – Röhre, Basketball-Treter, Cap, Kutte und ab dafür!

Anm. 1: Erinnert sich eigentlich noch jemand an die Amis von INTRUDER?

Anm.2: Die Bewertungsskala von Metal.de ist streng, daher 7, eigentlich 7,5 Punkte. Vor ein paar Jahren und vor dem großen Thrash-Comeback hätte ich wohl noch neun gegeben… oder 11.

23.12.2013
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