Portrait - Burn The World

Review

„Burn The World“! Auf ihrem vierten Album fackeln PORTRAIT nicht lange, sondern alles ab. Ein solcher Ansatz ist für eine klassische Metal-Band angemessen, das Genre setzt ja insgesamt nicht eben auf introvertierte Nachdenklichkeit. PORTRAIT attackieren abwechslungsreich und doppelläufig mit der Sechssaitigen, doppeln ausgiebig auch die Bass Drum und haben mit Per Lengstedt eine kraftvolle, hohe Sirene am Mikro, welche die Botschaft der Band überzeugend vermittelt. PORTRAITS musikalische Sozialisation endet spätestens 1990.

PORTRAIT bauen der reinen Lehre eine Brücke in die Zukunft

Nennwert des Ganzen? Klar kann man theoretisch den Rest seines Lebens mit „Don’t Break The Oath“, „Defenders Of The Faith“ und „Restless And Wild“ gestalten. Und sich die Kutte mit Eddie verzieren. Man kann andererseits aber auch mal aufhören, sich so anzustellen. Der konsequente Blick zurück muss den eigenen Horizont ja nicht zwangsweise auch in der Breite beschränken. PORTRAIT bilden wie schon zuvor eine exzellente Brücke, über die Heroen der reinen Lehre ohne Schwindel- und Sturzgefahr in die Zukunft zu schreiten vermögen.

Die Silhouetten der Genre-Größen lauern auf „Burn The World“ im Hintergrund

Dabei schaffen die Schweden auf „Burn The World“ den Spagat, ohne zu rumpeln bei aller Schärfe und Präzision aber auch nicht modern-glatt zu klingen. Und sie schreiben Stücke, welche die Silhouetten der Großen erahnen lassen, ohne dass diese sich zu penetrant vor die eigene des PORTRAITs schieben würden.
„Martyrs“ zum Beispiel wird getragen von einem ACCEPT-Riff und veredelt von SCORPIONS-Leads, ist insgesamt aber noch viel mehr eine dunkle, hymnische KING-DIAMOND-Ode mit über sieben Minuten ohne Langeweile. Auch „Likfassna“ hat viel dunkles MERCYFUL-FATE-Flair und astreine Geisterbahn-Tastenklänge in seinen Tiefen verborgen.
„To Die For“ klingt etwas wie MANOWAR auf dreifachem Espresso, aber ohne Pappschwert. Und „Pure Of Heart“ schließlich ist (einmal mehr) ein langes Abschluss-Opus, bei dem sich Name-Dropping endgültig erübrigt.

Eine tolle, eine dunkle, eine flammende Platte ist „Burn The World“. Und besonders schön natürlich auf Vinyl zu konsumieren. Stil hat Stil.

29.08.2017
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