Praying Angel - The Judgement

Review

Zwei Jahre nach ihrer Debüt-EP „Bloody Hands Of Our God“ legt die Kieler Metalcore-/Deathcore-Formation PRAYING ANGEL ihr erstes Album in voller Länge vor, namentlich „The Judgement“. Und schick ist es, was sie da aufs Parkett legen: Diese Platte mag zwar nicht fehlerfrei oder gar perfekt sein. Aber Hölle – sie macht Spaß und bietet so manch‘ interessanten Ansatz.

PRAYING ANGEL servieren mehr als nur Genre-Einheitsbrei

Denn obwohl PRAYING ANGEL definitiv nicht nur auf manchen Bandfotos in Merchform THY ART IS MURDER huldigen, und obwohl sich „The Judgement“ recht eindeutig in die Kategorien „Metalcore“ und „Deathcore“ einordnen lässt, ist die Truppe aus Schleswig-Holstein weit davon entfernt, Genre-Einheitsbrei zu servieren. So lockern sie ihre Songs immer wieder mit tonnenschweren Grooves auf, in denen die mittelalten MACHINE HEAD durchaus herauszuhören sind, gleichzeitig finden sich hier und dort deutliche Einflüsse aus Death und, Achtung, Black Metal, zum Beispiel im Disharmonie-Gefrickel, das PRAYING ANGEL immer wieder einstreuen.

„The Judgement“ liegt konzeptuell näher am Black Metal als am Metalcore

Denn ja: PRAYING ANGEL orientieren sich konzeptuell eher an der schwarzmetallischen Seite der Szene denn an den üblichen Core-Thematiken, was sich auch im Songwriting niederschlägt. Es geht um Religionskritik („War Of Gods“, „The Judgement“), um Misanthropie („From Wine To Piss“, „Worthless Existence“) und um Kirchenbrandstiftungen („Kirkebrann“), letzteres sogar eingeleitet durch ein Sprachsample aus einer Nachrichtensendung, die von den Geschehnissen im Norwegen der Neunziger berichtet.

Kein fehlerfreies Album – aber unter Umständen trotzdem hörenswert!

Nun ist, wie gesagt, nicht alles perfekt, nicht alles fehlerfrei auf „The Judgement“. Zum Beispiel kämen die Blastparts besser, klängen die Bassdrums natürlicher, und die Grooves hätten auch mehr Wumms, wäre der Gitarrensound etwas dicker. Erschwerend kommt hinzu, dass nicht jeder Song richtig zündet, „Spawnkill“ zum Beispiel ist so ein eher unspektakuläres Ding – „packend“ ist zumindest was anderes. Insofern gibt es für das Debüt der Band dicke Abzüge in der B-Note – und trotzdem macht man nichts falsch, wenn man mal ein Ohr riskiert. Natürlich nur, sofern man der grundlegenden Idee, Metalcore mit Black- und Death-Metal-Elementen zu kombinieren, nicht gänzlich ablehnend gegenübersteht.

23.11.2018
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