Priestess - Prior To The Fire

Review

Hui! Fast hätte ich hier in der Einleitung einen katastrophalen Fehler gemacht und als Aufhänger einen einfallslosen Schwenk von den derzeitigen olympischen Winterspielen in Vancouver zu den Kanadiern von PRIESTESS gemacht. Denn so unbedeutend ist der Vierer um Sänger und Gitarrist Mikey Heppner gar nicht, wie ich nach einem kurzen Wikipediaausflug feststellen musste. Zwar ist „Prior To The Fire“ erst das zweite Album der Truppe, aber die bisherigen Gastauftritte lesen sich trotzdem wie ne Eins: NHL 10, Tony Hawk’s Downhill Jam, Guitar Hero 3 und Project Gotham Racing 4, um nur einige Beispiele zu nennen. Es ist also anzunehmen, dass so ziemlich jeder pubertierende Junge zwischen 13 und 19 schon mal unbewusst was von den Priesterinnen gehört hat.

Wer aber jetzt unschuldigen Surfrock im Ohr hat, muss sich radikal umstellen. PRIESTESS spielen nämlich nicht nur wirklich ernst zu nehmenden Hard Rock, sie mischen außerdem ne ganze Ecke Stoner und Prog dazu und wirken damit deutlich härter als diverse europäische oder finnische Konkurrenten. Wer beim verhältnismäßig eingängigen Opener „Lady Killer“ nach dem quietschigen Intro noch glaubt, hier würde gleich auf Teufel komm raus geohrwurmt, muss sich dementsprechend rasch mit kantigen Riffs und wenigen Akkordwechseln abfinden. Und wer anschließend im großartigen „Racoon Eyes“ auf einen Uptemposchmeißer hofft, bekommt spätestens im Refrain jede Menge Akzentverschiebungen vor die Nase.

Um also bei Computerspielvergleichen zu bleiben, ist „Prior To The Fire“ definitiv kein Need For Speed, sondern eher ein frühes Colin McRae Rally. So uneingängig und kantig PRIESTESS hier mit üblichen Hardrockschemata umgehen ist das Album eine Freude zu hören und mal eine angenehme Abwechslung zum üblichen Kitschgeriffe. Der Grund, warum es trotzdem nicht zu einer elitären Wertung reicht, ist erstens der auf Dauer recht monoton werdende Kreischgesang von erwähntem Mikey Heppner, und zweitens der mangelnde Abwechslungsreichtum. Irgendwann hat man einfach zur Genüge durchschaut, was die Band vor hat, und langweilt sich nach dem überlangen Halbzeitsong „The Gem“ bei kniffligen Songs mit ähnlich klingenden Melodie- und Rhythmuselementen. Außerdem sind auch Nummern wie der wirre Rausschmeißer „Trapped in Space & Time“ keine guten Garanten dafür, das Konzept über die Spielzeit zu retten. Wenn man sich da bis zum nächsten Mal ein paar Gedanken macht, gebe ich liebend gerne auch eine höhere Wertung.

26.02.2010
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