Radiohead - In Rainbows

Review

Weit weniger experimentell (oder sollte man sagen, anders experimentell?) als auf ihren letzten Werken gehen RADIOHEAD auf ihrem neuesten Album „In Rainbows“ zu Werke. Diese „CD“ wird vorerst nur auf der bandeigenen HP zum Herunterladen angeboten; den Preis bestimmt der Interessent selbst. Anfang nächsten Jahres wird es dann auch eine „echte“ CD geben, mit Booklet, Case und Musik nicht im mp3-Format.

Sie sind melancholisch geblieben, dabei weniger jazzig, eher sphärisch, kein Wunder, dass COLDPLAY diese Band zu ihren Vorbildern zählt. Auch Postrock-Combos verweisen ja gern auf RADIOHEAD und so findet sich auf „In Rainbows“ auch die ein oder andere Soundschleife, die sich schräg-drehend langsam entfaltet und Thoms Gesang begleitet. Ich denke, auch ULVER werden ihre Freude an dieser Form Musik haben.

Stets sind die Songs in eine etwa vierminütige weiche, warme, sparsam instrumentierte Form gegossen. Im Gegensatz zu ihren letzten Alben kann man allerdings durchaus auch wieder RADIOHEADs Affinität zum Britpop heraushören, soll heißen die Sechziger und Siebziger sind sehr präsent. Verstörende Elemente wurden außen vorgelassen, Thom hält innere Einkehr und läßt sich nicht stören. „Jigsaw Falling Into Place“ ist, um mal einen Track herauszuheben, ein für dieses Opus nahezu stürmischer, aufbrausender Song, klar, dass schon das folgende „Videotape“ erneut innehalten, reflektieren lässt.

Natürlich ist der helle Gesang nicht jedermanns Sache. Aber in die Stratosphäre passt er gut. Und „In Rainbows“ tönt sehr interessant, denn Wert auf massenkompatible Rocksongs legen RADIOHEAD wieder einmal gar nicht. Stattdessen soll sich der Rezipient mit dem Werk auseinandersetzen. Dennoch kann die CD auch über Kopfhörer gehört werden, wie auf einer silbernen Wolke wird der Lauschende höher und höher getragen. „In Rainbows“ will hintereinander gehört werden, die Songs strömen wie ein Fluss. Welche Band (außer ULVER) kriegt sowas schon so gut hin in diesen Zeiten?

31.10.2007
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