Ramihrdus - The Sorrow Of The Evergreens

Review

Stimmungsvoller Atmospheric Black Metal muss nicht immer nur aus Nord- oder Osteuropa kommen. Auch in den USA finden sich mehr und mehr Projekte, die vor allem von den unterschiedlichen Landschaften inspiriert sind. WAYFARER zum Beispiel konzentrieren sich vor allem auf die Weiten des ehemals Wilden Westen, während PANOPTICON eher auf die Natur und den Einfluss der Menschen auf diese in den Nord- und Oststaaten thematisieren. Das Solo-Projekt RAMIHRDUS von Bryce Witt präsentiert uns dagegen – ganz nach europäischem Vorbild – tristen und düsteren Atmospheric Black Metal, der vor allem die Einsamkeit in den endlos erscheinenden Wäldern Wisconsins hervorhebt.

Mit RAMIHRDUS in die Ödnis

Der Albumtitel „The Sorrow Of The Evergreens“ bezieht sich natürlich nicht auf das Leben von One-Hit-Wondern, sondern auf die kargen, immergrünen Nadelwaldgebiete, von denen vor allem die Nordstaaten der USA dicht bedeckt sind. Ein Thema, das sich durch dutzende Alben der unzähligen russischen Atmospheric-Scheiben zieht.

Musikalisch muss sich RAMIHRDUS nicht davor verstecken. Die Musik ist karg, roh und so wunderschön trist, wie die eben beschriebenen Landschaftszüge. Beim Hören kommen einem unweigerlich Szenen wie aus einem Film in den Sinn. Szenen von Menschen, die abgehängt von jeglicher Zivilisation ihr eigenes, tristes Leben führen.

The Sorrow Of The Evergreens oder: Gelebte Waldeinsamkeit

Was bleibt einem da anderes übrig, als einen langen Spaziergang durch die ewig weiten Wälder zu machen und über seine eigene Existenz zu lamentieren? Doch fast schon natürlich kommt RAMIHRDUS auf „The Sorrow Of The Evergreens“ mit den gleichen Problemen daher, die auch hiesiger Atmospheric Black Metal oft hat: eine nicht immer ganz ausgereifte Produktion, die sich gerade beim etwas zu trockenem Schlagzeug bemerkbar macht.Außerdem fehlt es den Stücken an einer gewissen Dynamik, weswegen sie eher müde vor sich hin wabern.

Aber sind das nicht Gründe, sich gerade in dieser Jahreszeit diesem Genre zuzuwenden? Wer will schon Perfektion, wenn draußen alles kalt und ausgebrannt erscheint? Eben das macht „The Sorrow Of The Evergreens“ zu einem angenehmen Begleiter für die kurzen und wenig von Sonne begleiteten Tage. Ein Album, das nicht besonders gut oder gar exzellent ist, aber dennoch seine Höhepunkte hat („Dust Of Eternal Agony“ oder „Beyond The Pines“ rufen einfach Gänsehaut hervor). Alleine das hervorragende Albumcover lädt zum Träumen ein.

20.01.2022
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