Red Hot Chili Peppers - Stadium Arcadium

Review

Die RED HOT CHILI PEPPERS sind ein Phänomen. Trotz einiger musikalischer Stilbrüche und Personalquerelen verkaufen sie seit langen Jahren ihre Alben wie geschnitten Brot. Für mich sind sie seit „Californication“ eine gerade im Frühling oder Sommer gern gehörte Alternative zu den ganzen Trauerweiden. Als sie im letzten Jahr gleich ein Doppelalbum veröffentlichen mussten, war ich zunächst skeptisch: zuviel Füllstoff befindet sich zumeist auf solch ambitionierten Werken. Als ich dann „Stadium Arcadium“ durchgehört hatte, musste ich zugeben, diese Band hat es tatsächlich geschafft, keinen wirklich schwachen Song aufzunehmen. Und deshalb hole ich die Besprechung des Albums gerne nach, denn wir haben Sommer, ohne Sonne zwar, wie stets, aber dann müssen wir sie uns eben erst recht holen, was man mit diesem Album in der Tat aufs trefflichste tun kann. Im Cabrio, am Strand oder von mir aus auch auf dem Balkon genossen (scheiß aufs Wetter) zeigt diese Musik ihre wahre Größe.

„Dani California“, „Snow (Hey Oh)“ und „Tell Me Baby“ führen die lockere, lässige Art der Leichtigkeit des Seins von „Californication“ fort, die Sonne scheint unbegrenzt, aber es gibt doch immer wehmütige Aspekte in dieser Musik. Eine Portion Funk und Bläser („Hump De Bump“), fette führende Basslinien, Frusciantes sehr kreative Art des Gitarrenspiels, swingend, rhythmisch, variabel, dazu der Groove durch die veritablen Drums, der ausdruckstarke Gesang von Anthony, das sind die Stärken der RED HOT CHILI PEPPERS. Der Titelsong „Stadium Arcadium“ und „Slow Cheetah“ enthalten wieder so einprägsame Hooklines; solche Melodien werden andere ihr Lebtag nicht hinkriegen. Unter den 28 dargebotenen Tracks mit einer Spielzeit von über zwei Stunden findet man auch etliche gute Balladen ohne jedes Schlagerappeal; ich sehe es ein, das war jetzt kleiner Seitenhieb auf die Power Metal-Fraktion. „Torture Me“ mischt Funk und nahezu alternative Vibes, auch hier bleibt der Chorus hängen, ebenso der von „Strip My mind“. Ein äußerst gut auf den Punkt komponiertes Stück übrigens, Frusciante soliert zurückhaltend, aber effektiv. „C’mon Girl“ und „Wet Sand“ führen uns erneut ins mit ewiger Sonne großzügig ausgestattete Kalifornien; der Sand ist bestimmt nur von Cola benetzt, Baccardi-Cola natürlich, was sonst.

Die swingende lässige Klampfe in „Hey“ und „Hard To Concentrate“ ist auch unschlagbar. Das Eingangsriff von „Desecration Smile“ ist göttlich, wie machen die das nur, dauernd solche Schmankerln zu zaubern? Ein Klassesong, auch vom Gesang und Frusciantes Gitarrenarbeit her. Und so weiter und so fort. Wie schon eingangs erwähnt, alle Songs des Albums haben ihre starken Momente. Am Ende findet sich mit „Death Of A Martian“ noch ein ruhiger sehr gelungener Ausklang. Sie könnten auf Jahre Single für Single aus diesem Album herausbringen. Klar, das härtere Element aus den Anfangstagen haben sie natürlich abgelegt, sie fühlen sich nun relaxter und besser; mit „Make You Feel Better“ geben sie das an uns weiter, in gelungener Weise. Sowohl die „Jupiter“ genannte CD wie auch die „Mars“ betitelte Scheibe bieten hochklassiges. Das diese Musik das ist, was manch einer nicht allzu treffend „massenkompatibel“ nennt, stört mich hier nicht im geringsten, denn sie ist wirklich gut. Also, rein in den Player damit und ab zur Cocktailbar des Baggersees.

30.06.2007
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