Richie Sambora - Aftermath Of The Lowdown

Review

Einer der bekanntesten und wohl besten Gitarristen der Welt wandelt zum dritten Mal – und nach langer Abwesenheit – wieder auf Solopfaden. Nach 14 Jahren hat RICHIE SAMBORA, Gründungsmitglied von BON JOVI, mit „Aftermath Of The Lowdown“ das bis jetzt stärkste und auch persönlichste Album seiner eigenen Karriere vorgelegt.

Bereits aus Album- und Titelnamen lässt sich entnehmen, welche Turbulenzen zuletzt SAMBORAs Leben geprägt haben, welche Gefühle er niedergeschrieben hat, was das Album ausmacht. In bester Schwarzenegger-Manier kommt RICHIE SAMBORA nach Alkoholexzessen und Medienschlachten mit seiner Schauspielerexfrau zurück und zeigt, dass es immer ein Leben danach gibt.

Schon mit den ersten Klängen von „Burn That Candle Down“, dem Opener des Albums, hört man hier Geschichten eines Mannes, der sich zurückgekämpfte und dabei in keinem Stück seine Genialität und spielerische Brillanz eingebüßt hat. Schöne Hooks, Gitarrenmelodien, die die Gesangslinie genau unterstreichen, und Lyrics, die sofort gefangen nehmen, bleiben hängen. Fingen seine ersten beiden Alben vergleichsweise ruhig und blueslastig an, geht es hier richtig rockig zur Sache. Man bekommt den Eindruck, als holt SAMBORA in seinem Soloprojekt alles nach, was seit Jahren bei BON JOVI spielerisch nicht mehr möglich gewesen ist, da hier der „Rock“ komplett aus der Musik gefallen ist.

Auch „Every Road Leads Home To You“ und „Taking A Chance On The Wind“ stehen dem in nichts nach, letzteres besticht durch seinen Country-Einfluss. Auch mit „Nowadays“, welches weiterhin schnell daherprischt, beweist SAMBORA die Energie und Kraft, die er in dieses Album gesteckt hat. Neben ruhigeren Nummern, die aber mit dem heute typischen Weichspülmist von BON JOVI überhaupt nichts gemeinsam haben, wird man in die Melancholie der Situation hineingezogen. Man hat wirklich das Gefühl, neben SAMBORA in einer Kneipe bei einem Whisky zu sitzen und seine Geschichten zu hören. Besonderer Kracher ist „Learning How To Fly With A Broken Wing“, das so bombastisch um die Ecke kommt, wie man SAMBORA seit gut 20 Jahren nicht mehr gehört hat. Hier beweist der Herr, dass Soloprojekte nicht nur als Extraeinkommen, sondern auch zur Selbstverwirklichung dienen.

Das Album hätte sicher ein schöneres Ende als „World“ finden können, insgesamt passt es jedoch ins Gesamtbild und bietet hier eine Facette guten amerikanischen Rocks.

Minutenlange Soli, die bei keinem Album des Bandprojektes möglich waren, entfalten auf „Aftermath Of The Lowdown“ ihre volle Kraft. Wut, Verzweiflung, Angst, Trauer – jede Emotion, die zu den Folgen seiner Wahrheit führten, sind voll aus den Melodien herauszuhören, und zwar komplett durch die Gitarre, die SAMBORAs Karriere ja definiert. Hier hört man, welche Inspirationsquellen SAMBORA selber hat, und wen er mit seiner Musik selbst beeinflusst, manche Songs könnten bis auf die Vocals komplett auch von den FOO FIGHTERS sein. Natürlich sind BON JOVI durch ihren Stilwechsel mit den Jahren bei vielen Rockfreunden ins Abseits geraten, wer sich jedoch noch immer an den älteren Werken erfreuen kann und ein wenig Toleranz beweist, findet mit „Aftermath Of The Lowdown“ das wohl beste musikalische Werk SAMBORAS vor sich.

23.09.2012
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