Ritual Carnage - I, Infidel

Review

RITUAL CARNAGE gehören sicherlich zu den unterbewertesten Bands der Thrash-Szene. Seit Jahren liefern die Japaner um den Exil-Ami und Bandchef Danny Carnage Klasse-Alben ab; der Erfolg hinsichtlich namhafter Tourneen blieb ihnen bislang verwehrt. Völlig unverständlich, denn mit dem neuen Kracher „I, Infidel“ liefern RITUAL CARNAGE wieder einmal eine astreine Bewerbung für die Thrash-Weltspitze ab. Schon nach Sekunden des Openers „The Perfect Strain“ ist die Marschrichtung klar: technischer, in den 80ern verwurzelter und brutaler Thrash Metal, der keine Kompromisse macht. Die Gitarren sägen mal technisch, mal melodisch und immer direkt in den Allerwertesten. Bemerkenswert wie sich vor allem die Gitarrenfraktion entwickelt hat. Auf höchstem technischen Niveau ballern sich Eddie van Koide und Wataru Yamada grandiose Thrashriffs und Soli gegenseitig um die Ohren. Ein Schlag ins Gesicht des Vorurteils im Land der aufgehenden Sonne gäbe es keine fähigen Metal-Musiker.
Der einzige, aber dafür umso gewichtigere Kritikpunkt ist der Gesang. Danny Carnage erlebt momentan seinen zweiten Stimmbruch. Laut eigenen Angaben, ist ihm es mit zunehmenden Alter einfach zu anstrengend zu growlen. Der Gesang auf „I, Infidel“ ist klar und melodisch, klar 80er Jahre beeinflusst, aber auch ganz klar Geschmackssache. Von der Klangfarbe und Akzentuierung erinnert er mich ein wenig an Mike Muir von den SUICIDAL TENDENCIES. Für mich persönlich geht mit dem Gesang viel zu viel Druck flöten, den die restlichen Instrumente zu jeder Zeit entwickeln. Saftlos, dünn und monoton – aber vielleicht bin ich zu jung dafür (das Prägendste, an was ich mich aus den 80ern erinnern kann, is halt die Grundschule…).
Trotzdem möchte ich eines nochmals klarstellen: „I, Infidel“ ist ein geiles Album, bei dem das Herz eines jeden Thrasher höher schlagen wird! Die Instrumentalleistung verdient das Prädikat Weltklasse. Der Thrasher, der bei Rifforgien und Thrashattacken wie „Room 101“ oder „Axiom“ stillsitzen kann, der muss erst noch geboren werden. Einzig allein der Gesang ist der Knackpunkt der Scheibe. Bei mir knackt die Vokalleistung absolut nichts und verhindert (leider), dass die Scheibe öfter in meinen Player landet. Die Musik ist definitiv ein Kandidat für 9 Punkte, der Gesang lindert zumindest mein persönliches Hörvergnügen, deswegen bleiben unterm Strich

31.08.2005
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