Rumours - The Lower We Sink, The Less We Care

Review

Ultradüstere, mit einer Affinität zu melancholisch-zynischen Weltuntergangsszenarien behaftete Bands gibt es genreübergreifend zu Hauf. Weitere Kapellen, die sich in ähnlich schattierten Themenfeldern austoben, laufen daher nicht selten Gefahr, in Klischees und Stereotypen zu verfallen.

Die sechsköpfige deutsche Rockband RUMOURS hingegen könnte zumindest zum Insidertipp avancieren. Nach dem Startschuss in Form der aus vier Tracks bestehenden EP „Neither Innocent Nor Wavering“ (2020) legt die Band nun ihr Debütalbum „The Lower We Sink, The Less We Care“ vor. Interessant ist zunächst, dass über die Protagonisten recht wenig bekannt ist: Zu der Besetzung gehören jedenfalls Sänger Sebastian Beissert, die drei Gitarristen Andy Heinrich, Anton Hoyer, René Kögel, Bassist Birger Schwidop sowie Drummer Jordi Farré.

RUMOURS veröffentlichen ihr Debütalbum

„RUMOURS zerstören mit ihren Lyrics jeden Hoffnungsschimmer für eine bessere Welt und zeigen eine Weltanschauung, die durch die Brille der puren Enttäuschung und des Zynismus gesehen wird.“ Eine schonungslose Selbstbeschreibung, die gleichermaßen deprimierend wie zutreffend ist. Jedenfalls ist dem nichts hinzuzufügen, was den musikalischen Kurs der Band betrifft.

Konsequenterweise bietet „The Lower We Sink, The Less We Care“ acht Songs, die weit entfernt sind vom Prädikat der unbeschwerten Gute-Laune-Mucke. Ebenso wird auf Prog-Experimente und ähnlichen Schnickschnack verzichtet, was ohnehin nicht in das finstere Konzept der Combo gepasst hätte. Stattdessen lassen sich die intonierten Erzeugnisse des Sechsers – grobkörnig dargestellt – als retrospektiv angehauchte, gitarrenlastige, 1960er-Jahre-inspirierte Musik zusammenfassen, wobei sich der punkige, nicht selten „schräg“ klingende Sound den zynischen Lyrics anpasst. Eine einschlägige Etikettierung der Band fällt jedoch schwer.

Von Terror, Tod und Niedergang

„The Impetuous Glory Of Terror“ führt den Hörer in das Werk ein. Der Track gibt zwar den musikalischen Pfad vor, kommt jedoch ohne nennenswerte Höhepunkte aus. Etwas eingängiger erscheint „That Glimmer Of Freedom That People Call Death“, das mit melodischer Gitarrenarbeit und einer emotionalen Gesangsleistung überzeugt. Ebenfalls zu empfehlen ist „The Sky Is Comin‘ Down Again“, das mit seinen groovigen Vibes dazu animiert, das Tanzbein zu schwingen.

Auch das vor wenigen Wochen als Appetizer vorveröffentlichte „Echoes Of Decline“ ist einer der Ausreißer nach oben. Hier findet sich ein Hauch dessen, was als Ohrwürmchen durchgehen könnte. Ansonsten drängt sich aber auch hier nicht viel auf, was Skeptiker dazu verleiten könnte, ihre Meinung grundlegend zu ändern.

Mit Abstrichen lässt sich auch noch „Chronophobia“ zu den besseren Songs zählen, bevor es mit dem sechsminütigen „And The Name Of The Star Was Bitterness“ wieder exemplarisch düsterer wird. Der Finisher „Broken Sighs And Burning Tears“ verpasst der Scheibe noch mal ein angemessenes, aber kein herausragendes Finale. Coole Soli und ein interessantes Fadeout reichen hier nicht aus, um ein positives Resümee abbilden zu können.

Rabenschwarze, zynische Musik mit punkigem Anstrich

Nein, leichte Kost ist die Musik von RUMOURS wahrlich nicht, was sich schon daran zeigt, dass die Band Acts wie DANZIG oder IN SOLITUDE zu ihren Referenzen zählt. Musikalisch hat das sicher ein gewisses Flair, zumindest im Hinblick auf die fast schon sarkastisch vorgetragene konzeptionelle Ausrichtung. Von durchgehender Tristesse kann dabei wiederum keine Rede sein, eher von melodisch angehauchtem, trotzig-punkigem Gitarrenrock mit vintagemäßigem, etwas verstaubt klingendem Sound. Wer also auf progressiven, druckvollen Sound abfährt, könnte sich hier schnell langweilen.

Ein Querschnitt durch das Album offenbart den einen oder anderen Song, der haften bleibt, doch mit zunehmender Dauer nutzt sich das Werk auch schnell ab. Zugegeben, von einer solchen Musik epische, bombastische Momente zu erwarten, wäre wohl widersinnig, von daher: geschenkt. Letztlich handelt es sich bei „The Lower We Sink, The Less We Care“ um eine eher polarisierende Erfahrung, die die Zielgruppe aber zufriedenstellen sollte.

29.04.2022

Redakteur | Schwerpunkte: Classic Metal, Female Fronted Metal, Hard Rock

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