Satyricon - Live At The Opera

Review

Vom punktuellen Einsatz auf Studioalben bis zum Auftritt mit Mitgliedern des Norwegischen KORK und Osloer Philharmonie-Orchesters während ihrer 2006er Tour: für SATYRICON ist die Auseinandersetzung mit Elementen klassischer Musik längst kein unerforschtes Terrain mehr. Im September 2013 realisierten Satyr und Frost ihr bis dato ambitioniertestes Projekt und traten im Rahmen des Ultima Oslo Contemporary Music Festival zusammen mit dem 55-köpfigen Norwegian National Opera Chorus auf. Mit eineinhalb Jahren in der Planung ein Mammut-Unterfangen, das natürlich audiovisuell festgehalten wurde und nun pünktlich zur laufenden Europa-Tour unter dem Namen „Live At The Opera“ als DVD/2CD-Set erscheint.

Die 14 Songs starke Setlist bietet zwar abgesehen von „Den Siste“ und „Phoenix“ keine großen Überraschungen und ist mit 100 Minuten auch nicht übermäßig lang. Doch dafür brachten SATYRICON und der Chor damals eine Inszenierung auf die Bühne, die weit über das Offensichtliche hinaus (nämlich „Mother North“) funktioniert, als man gemeinhin annehmen könnte. Das anfängliche Fremdeln mit der ungewohnten Mehrstimmigkeit löst sich ebenso schnell in Wohlgefallen auf, wie es die vorderen Reihen nicht mehr auf den Sitzen hielt (die Bestuhlung im Musiktheater Den Norske Opera & Ballett wurde für „Live At The Opera“ beibehalten): „Repined Bastard Nation“ ist der Funke für den Flächenbrand, an dessen Ende auch auf den Rängen niemand mehr stand. Auch auf Konserve fügt sich das Norwegian National Opera Chorus nahtlos ein, egal, ob es nur dramatische Akzente setzt, begleitend die Hauptmelodien doppelt oder in längeren Instrumentalpassagen die federführende Rolle übernimmt. Highlights herauszustellen fällt schwer. „Die By My Hand“, „The Pentagram Burns“ oder die besagten „Mother North“ und „Phoenix“ sind sicherlich weit vorn, wobei bei letzterem sogar mit MADRUGADA-Sänger Sivert Høyem der Mann ans Mikro geholt wird, der die Studio-Version eingesungen hat.

Produktionsseitig ist auf „Live At The Opera“ ebenfalls nichts auszusetzen. Der Sound ist ausgewogen und exzellent auf die Situation zugeschnitten, die Kameraführung lebendig und der Schnitt bestrebt, das Geschehen zwischen der Totalen und Close-Ups aus allen möglichen Blickwinkeln einzufangen (für Drum-Fetischisten dürften die zahlreichen Detail-Aufnahmen von Frost ein Fest sein). „Live At The Opera“ ist ein starkes Konzert-Dokument, das konzeptuell sowie bild- und tontechnisch von einer stimmigen Inszenierung lebt, die über das Fehlen jeglichen Bonus-Materials hinwegtröstet.

24.04.2015
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