Satyricon - My Skin Is Cold EP

Review

Mit großen Worten kündigte unlängst der noch größere Satyr das kommende SATYRICON-Album an – es sei nicht nur „einfach das neue Album“, sondern ein wirklich majestätisches Stück Musik mit fantastischen Songs. Das glaube ich dem Mann aufs Wort – wer aber gerne an SATYRICON zweifeln möchte, hätte an der Überbrückungs-EP „My Skin Is Cold“ reichlich Material dazu.

Zwar sieht die Veröffentlichung fantastisch aus, erscheint als Gatefold-7″ EP in einer kunstvollen Verpackung und enthält – nur als Bonus – eine CD mit insgesamt fünf Tracks, und damit eine halbe Stunde Musik. Viel Neues ist darauf allerdings nicht zu finden. Das einzig neue und exklusive Stück ist der Titeltrack, dem man anmerkt, dass er nicht stark genug war, um auf das letzte Album „Now, Diabolical“ zu kommen. Ein wenig zahnlos und ohne nennenswerten Höhepunkt wirkt das Stück mit seinen fünf Minuten subjektiv länger, als es wirklich ist. Natürlich ist das Lied nicht schlecht, stinkt aber gegenüber den besten Tracks der letzten Alben leider ab – auch, weil es absolut vorhersehbar ist.

Die beiden sehr industriell gehaltenen Tracks „Live Through Me“ und „Existential Fear-Questions“ waren bereits auf der Doppel-LP-Version von „Volcano“ zu finden, sind hier aber in neu gemasterter Version vertreten. Beide Stücke wirken wie Material aus der „Rebel Extravaganza“-Ära, hinterhältig, kühl, überaus an THORNS erinnernd und mir damit sympathischer als der Titeltrack. SATYRICON zeigen sich hier noch einmal, zehn Jahre nach ihrem sperrigsten und vielleicht düstersten Werk, relativ komplex und bewusst kantig. Zwar sind beide Nummern keine herausragenden Meisterwerke, aber auch keine substanzlosen Lückenfüller, wobei „Live Through Me“ der eindeutig bessere Song ist.

„Repined Bastard Nation“ und „Mother North“ sollen, laut Angabe, live mit einem Orchester aufgenommen worden sein. Live stimmt, Orchester stimmt nur zur Hälfte: ein paar Blechbläser machen meines Erachtens nach noch kein Orchester aus. Zudem beschränken sich die Bläsereinsätze in „Repined Bastard Nation“, das im Wesentlichen eine tadellose Liveversion ist, auf ungefähr zwei kurze Momente, in denen die zusätzlichen Musiker dem Song allerdings keine zusätzlichen Anreize verschaffen.
Mit „Mother North“ verhält es sich da ein wenig anders. Nicht nur spielen die Bläser hier eine tragende Rolle, sie rechtfertigen auch die Titelierung einer wirklich eigenständigen Version des All-Time-Hits. Zwar wirkt der ganze Song leicht mechanisch, vermutlich um dem „Orchester“ die Einsätze zu erleichtern – aber das ist zu ertragen. Wirklich schade und störend ist, dass Satyrs Stimme nicht mehr ihren alten Glanz ausstrahlt. Der Mann wirkt deutlich gealtert und hält in puncto Puste und Tempo oft nicht mehr mit seiner Band mit.

„My Skin Is Cold“ rechtfertigt den Kauf, trotz solider Qualität, nur, wenn man beinharter SATYRICON-Fan ist. Bei derzeitigen Preisen um die 20,- Euro braucht es meines Erachtens nach ein paar gewichtigere Argumente, um den potentiellen Käufer die EC-Karte zücken zu lassen.

18.06.2008
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