Saviour - Let Me Leave

Review

SAVIOUR führen wieder einmal vor Augen, dass in Down Under eine brodelnde Talentquelle existiert. „Let Me Leave“ ist ein höchst emotionales Post-Hardcore-Album, das gerade von seiner gefühlvollen Ebene lebt.

Denn SAVIOUR schaffen es, Emotionen in ein hörbares Erlebnis zu verwandeln, das bei aller Traurigkeit keinesfalls in gewohntem Gejammer endet. Im Gegenteil, „Let Me Leave“ lebt auch von einer stimmungsvollen Post-Rock-Ebene und dem weiblichen Klargesang, der dem männlichen Schreihals gegenübergestellt ist. Dadurch entsteht tatsächlich eine starke Dynamik, die vor allem atmosphärisch eine unglaubliche Leere beim Hörer hinterlässt und ihn an der Verzweiflung teilhaben lässt.

SAVIOUR bieten eine spannende Bandbreite an Einflüssen

Musikalisch äußert sich das übrigens in einem guten Songwriting, das zwischenzeitlich gar große Klasse offenbart. Bei aller Tristesse, die stimmungsmäßig das Geschehen bestimmt, bieten SAVIOUR auf diesem Tablett eine spannende Bandbreite von ganz zärtlich und weich bis harten, den Frust rauslassenden, harten Momenten. Während die Australier in den sanften „The Cool Calm“ oder „Little Bird“ zerbrechlich wie Porzellan wirken, zeigen sie sich zum Beispiel in „Forget Me“ von einer dramatischen, aber kraftvolleren Ader.

Von Hits kann auf „Let Me Leave“ natürlich keine Rede sein. Die stets berührenden Melodien nehmen einen eher ein und selbst Sekunden, in denen der Fuß einmal mitwippt und härtere Riffs den dominierenden Part einnehmen (z.B. „The Low Hello“, „Wildfire“), sind sehr flüchtig. Vorherrschend bleibt das Element der Einsamkeit, das sich wie ein roter Faden durch das SAVIOUR-Debüt zieht.

„Let Me Leave“: Ein durchdachtes, aber vor allem tiefes musikalisches Werk

„Let Me Leave“ ist ein entsprechend durchdachtes, aber vor allem tiefes musikalisches Werk. Das Herzblut und der Ideenreichtum verleihen dem Album, trotz vorherrschenden roten Fadens, einen komplexen Tiefgang. SAVIOUR spielen mit den Gefühlen und geben genug energetische Ausbrüche, sodass keine langweilige Ödlandschft entsteht. Trotz des traurigen Gesamtanstrichs zeigt sich das Sextett auch mal kraftvoll und legt auch dank dezenter Keyboards und einer erstklassigen Gesangsleistung den Grundstein für eine spannende Zukunft. Für den Moment ist ein Album gelungen, das sicherlich nicht für den Partyabend mit Freunden dient, sondern für die ruhigen Stunden in Einsamkeit. Hingeben, versinken, genießen – aber Achtung: SAVIOUR brauchen den einen oder anderen Anlauf und die passende Stimmung.

06.02.2017

Chefredakteur

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