Scald - Vermiculatus

Review

Sehr schwer verdaubares aus Nordirland. Die nüchterne Fakten vorweg: 1 Songs, 47 Minuten Musik, kein Gesang, gegen Ende elektronische Experimente.

Diese Fakten klingen jetzt nicht per se sperrig, nach Genuss von „Vermiculatus“ wird einem schlagartig klar, das SCALD hier ein streckenweise anstrengendes und sperriges Stück Musik erschaffen haben. Schwer konsumierbar und faszinierend zugleich haben die Nordiren ein Händchen für zerbrechliche Songstrukturen und Atmosphäre. Man verliert sich hierbei nicht in minutenlangen Drone- oder Doom-Zähflüssigkeiten, vereinzelt werden Melodien eingesetzt und vor allem wird mit der Laut/Leise-Dynamik gespielt. Dem Ganzen liegt eine gewisse Monotonie zugrunde. Ganz ohne eine experimentelle Schlagseite kommen SCALD nicht aus (wenn man die nüchternen Fakten als nicht experimentell genug ansieht). SCALD erschaffen ein eigens, sehr düsteres Klangbild, eine öde Klanglandschaft, die zum Verweilen einlädt.

Ab Minute 26 setzen dann mitunter nervtötende elektronische Spielereien (=übersteuerte Instrumente, Keyboard?) ein, die einem manchmal den letzten Nerv rauben. Es ist auch nicht so einfach, dass ich sagen könnte „Das ist halt jetzt Industrial, kann ich nichts mit anfangen“. Nein, es ist einfach nur nervig! Ein mehrminütiger Drogenrausch in Stereo. Verstörend und wenig faszinierend. Ab Minute 30 gibt es dann eine kurze Verschnaufpause, bevor die Geräuschkulisse wieder in Fahrt kommt. Nicht mehr ganz so nervtötend baut sich hier eine Stimmung auf, die jede Gummizelle zum Urlaubsort macht. Nervenzerfetzend und verstörend. Falls man zu Anfang der CD einschlafen sollte, wacht man spätestens hier schweißgebadet wieder auf oder man träumt wirres Zeug.
Ebenfalls vorhanden auf dieser CD ist ein ebenfalls sehr wirres Quicktime-Video mit Geräuschuntermalung.

Das Fazit wird weder ein Veriss, noch eine Lobhudelei. Vielleicht liegt bei „Vermiculatus“ die Wahrheit irgendwo dazwischen. Zwischen den Sphären, den Klangbildern, die ich nicht verstehe, obgleich sie zu fesseln vermögen.
Eine Bewertung scheint mir schwer möglich, drum wähle ich die feige Variante der Durchschnittsnote. Es liegt halt irgendwie dazwischen…

13.01.2007
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