Schaffrath - Weg Aus Dornen

Review

Frauen, die in Metal-Bands die Gitarre zupfen dürfen/können/wollen, sind nach wie vor eine Seltenheit. Hier stellt SCHAFFRATH-Gitarristin Christina Schleicher eine Ausnahmeerscheinung dar. Wirklich vom Hocker reißt ihr Spiel den Zuhörer aber nicht, zu viele Standardriffs prägen den Bandsound und erwecken den Eindruck, dass man das alles in besserer Form schon einmal irgendwo anders gehört hat.

Den zweiten wichtigen Eckpfeiler bildet der Gesang von Namensgeber Martin Schaffrath, an dem sich die Geister scheiden werden. Einerseits hat er eine kraftvolle Stimme, die produktionstechnisch noch besser in Szene hätte gesetzt werden müssen, andererseits ist der von ihm gewählte Gesangsstil nicht jedermans Sache. Mir persönlich ging der leicht quängelig-motzige Unterton bereits nach wenigen Minuten tierisch auf die Nerven.
Immerhin kann man die deutschsprachigen Texte hervorragend verstehen. Besser werden sie davon allerdings auch nicht. Aus dem an sich guten Ansatz heraus, ernste Themen künstlerisch in Worte zu kleiden, sind pseudo-intellektuelle Worthülsen entstanden, die dem Zuhörer derart auf die Nerven gehen, dass er dem eigentlichen Inhalt keinerlei Beachtung zu schenken bereit ist.

Kleine Kostprobe gefällig? „Geboren als sechstes von damals zehn / wusste ich nicht wie die Dinge stehen“ – kein Wunder, dass die Band ihr
schön gestaltetes Booklet mit solchen Stilblüten nicht verschandeln möchte. Stattdessen hat man zu jedem Song nur einen kurzen Textauszug abgedruckt, der immerhin das Grundgefühl der Songs recht gut trifft, und hofft mit einem Hinweis, dass dort die vollständigen Lyrics zu finden sind, Besucher auf die bandeigene Homepage zu locken.
Der vokalistische Tiefpunkt ist dann beim ausgesprochen merkwürdigen und nicht minder nervigen Rap-Intro von „Dein Feind“ erreicht, einem Stück, dass auch musikalisch nicht viel zu bieten hat, wenngleich es sich um das härteste Stück des Albums handelt. Das Riffing geht über das Standard-Repertoire durchschnittlicher Rock-Combos nicht hinaus und wäre selbst bei BON JOVI nicht einmal in die eiserne Reserve für kreative Engpässe gewandert.

Schöne Schmetterlinge schmücken Cover und Booklet des Albums. Den Weg in den Bauch des Zuhörers finden die bunten Insekten allerdings leider nicht. Und auch im Ohr bleibt die solide gespielte, aber nicht gerade innovative Rockmusik des Quartetts nicht so recht hängen. So werden etwaige Käufer und Zuhörer wohl sehr schnell weiterflattern und ihre Aufmerksamkeit den Alben anderer Künstler zuwenden. Sorry, Jungs und Mädel, aber da liegt noch ein weiter Weg vor euch.

18.02.2007
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