Schierling - Vergiss Dein Gestern

Review

Puh, knifflige Sache was sich da wieder in mein Postfach verirrt hat. Im Promoschreiben ist es „moderner Melodic Metal“, auf der Homepage „Alternative Death Metal“, aber mir kommt es verdammt metalcore-lastig vor. Vielleicht bin ich aber auch einfach nur emotional abgestumpft, weil ohnehin jede Band neuerdings Metalcoreeinflüsse in der Musik verbraten hat. Um aber dennoch erfolgreich eine gewisse Eigenständigkeit zu bewahren, gibt es bei SCHIERLING jede Menge melodische Hooks, die oft ein wenig im Fahrwasser der frühen IN FLAMES schwimmen, diverse cleane Passagen und deutscher Gesang. Das Genre geht also doch irgendwie in Ordnung. Oder anders gesagt: Die besten Metalcorebands sind ohnehin diejenigen, die kein Metalcore spielen.

Während dann der erste Song „Winter“ zwar einige starke Göteborgriffs hat, im Großen und Ganzen aber immer in Gefahr läuft am Hörer vorbeigeprügelt zu werden, ziehen SCHIERLING im kommenden „Frühling“ dann zum ersten Mal alle Register und überzeugen auf ganzer Linie. Der Vierminüter lässt sich trotz des ohrwurmigen Refrains nicht davon abhalten, jede Menge Breaks voller atonalem Midtempogestampfe aus dem Hut zu kloppen und damit ordentlich Kurzweiligkeit zu bieten. Glücklicherweise können die folgenden „Sommer“ und „Herbst“ dieses Niveau auch weiterhin halten, im ersten Fall im episch gedrosseltem Tempo, und im zweiten auch mal mit ordentlich Dampf hinter den Kesseln. Songwriting haben die Jungs also definitiv drauf, nicht nur dass die Strukturen immer wieder ne Überraschung aus dem Hut zaubern, auch die eigentlichen Riffs und Melodien können verdammt überzeugen, sofern sie denn wollen (bestes Beispiel: der großartige Mosh-Refrain von „Herbst“). Mit dem letzten Song „Wie lang?“ gibt es dann nicht nur wieder etwas epischere Leads, sondern auch nochmal einen richtig fetten IN FLAMES-Song.

Sicher ist die eigentliche Musik von SCHIERLING nicht so neuartig wie die Promobeilage das weismachen will, aber die Qualität überzeugt letztenendes vollkommen, und irgendwas mit Schwedentod zu kombinieren war ohnehin noch nie eine schlechte Idee. Im Gegenteil: Ich hab jetzt wieder richtig Lust die „Clayman“ aufzulegen und freue mich auf kommende Veröffentlichungen.

27.01.2008
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