Scorpion Child - Acid Roulette

Review

Mit ihrem selbstbetitelten und viel gelobten Debütalbum sprangen SCORPION CHILD 2013 auf die 70er Blues Rock-Welle auf und surften mitsamt pulsierender Hair Metal-Einflüsse und gnadenlosen Ohrwürmern wie der ersten Single „Polygon Of Eyes“ in die Gehörgänge einer stetig wachsenden Fangemeinde. Kein Wunder, denn auch live wissen die Texaner, wie man zur Not selbst im europäischen Winter Visionen von endlosen Highways, Sonne und Kakteen heraufbeschwört. Die Messlatte für das Nachfolgealbum ist entsprechend hoch gesteckt.

Um die für den richtigen Hard Rock Vibe erforderliche Turbulenz zu erzeugen, tourten SCORPION CHILD nicht nur extensiv (u.a. mit ORANGE GOBLIN, BLUES PILLS, MONSTER TRUCK), sondern unterzogen vor den Aufnahmen zum zweiten Album auch das Lineup einer ordentlichen Umwälzung: An Bass, Gitarre und Schlagzeug wurde gewechselt und schon wenig später stürzten sich Sänger Aryn Jonathan Black und Gitarrist Christopher Jay Cowart mit drei neuen Mitgliedern (Alec „Mexecutioner“ Caballero Padron am Bass, Jon „Charn“ Rice am Schlagzeug, Aaron John „AJ“ Vincent statt neuer Rhythmusgitarre an den Tasten) ins Studio. „Acid Roulette“ wurde live aufgenommen, konstituiert somit schlussendlich den Soundfindungsprozess der neu zusammen gesetzten Band und erzählt als Konzeptalbum die Geschichte einer zum Scheitern verurteilen Liebe.

„She Sings, I Kill“ eröffnet das rund 56-minütige Opus mit einem Klang nach Sand und Zorn, gefolgt von dem NWOBHM-Gassenhauer und erster Single „Reaper’s Danse“ (ja, mit „s“, denn SCORPION CHILD sind in ihrer Essenz vor allem mal extravagant). Spätestens jetzt brennt dem Hörer die imaginäre texanische Sonne auf den Pelz und es juckt in den Fingern, ein kühles Dosenbier zu öffnen. 13 fehltrittfreie Songs lang liefert „Acid Roulette“ einen spannungsgeladenen Reigen aus Blues, Oldschool Heavy Metal und – in Abgrenzung zu vielen Spartenmitmischern – ordentlich Ecken und Kanten, die einen daran erinnern, dass man hier nicht irgendeinem beliebigen Späte-90er-Indie-Schunkelkitsch lauscht. Im Vergleich zum Vorgänger tut dem Sound insbesondere AJ Rice an den Heavy Keys gut, der so richtig Schlag in die Hosen fegt, ohne dass SCORPION CHILD an der nötigen Härte sparen würden. Während der eine oder andere Titel dann doch eher der Belanglosigkeit frönt („Moon Tension“) überwiegen die Volltreffer – allen voran das groovig-raumgreifende „Twilight Coven“, das dann auch mal ein paar Runden auf repeat laufen darf.

SCORPION CHILD liefern mit „Acid Roulette“ einen mehr als würdigen Nachfolger zu ihrem gelungenen Debüt und spendieren uns eine derart gute Begleitmusik für den anstehenden Festivalsommer, dass ich mich zu einem knappen und euphorischen Fazit hingerissen fühle: Sau. Geile. Scheibe. Anhören!!!

13.06.2016
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