Shades Of Deep Water - The Years On Borrowed Time

Review

Sind wir ehrlich, Ein-Mann-Black-Metal-Projekte gibt es wie Sand am Meer. Historisch bedingt gab es aus dieser Ecke natürlich schon eine Menge Innovationen, aber im Jahr 2025 ist davon auch einiges über. Von Ein-Mann-Funeral-Doom-Projekten hört man nicht so häufig, SHADES OF DEEP WATER ist aber der eindeutige Existenzbeweis. Schon seit fast 20 Jahren beackert Juho Huuskola das Feld des Ultra-Zeitlupen-Metal und hat es bereits auf eine beachtliche Zahl von Releases gebracht. Ob der fünfte Longplayer „The Years On Borrowed Time“ neue Impulse für das Genre bieten kann – finden wir es heraus!

SHADES OF DEEP WATER – Alle Register der Schwermut

Natürlich besteht „The Years On Borrowed Time“ aus vier überlangen Kompositionen und zieht, um direkt noch ein weiteres Klischee zu bedienen, mit hochdramatischen Streichern gleich alle Register der Schwermut. Damit wären wir aber direkt beim ersten Problem: Natürlich liegt ein echtes Orchester weit außerhalb der Reichweite eines kleinen Soloprojekts, trotzdem klingen die Streicher aus der Konserve ganz übel nach Plastik. Dasselbe gilt für das verhallte und relativ stark in den Hintergrund gemischte Schlagzeug, das möglicherweise auch von einem gewissen Angelo Sasso bedient wird.

Die Songs an sich gehen über weite Strecken in Ordnung, einige Riffs und Melodien sind durchaus gelungen und vermitteln Dramatik und Verzweiflung relativ gekonnt. Eines ist aber für ein gelungenes Funeral-Doom-Album unabdingbar: Dichte Atmosphäre und eine sich daraus entwickelnde Sogwirkung der unentrinnbaren Abwärtsspirale. Beides schafft SHADES OF DEEP WATER hier leider nicht, denn für die komplette Spielzeit gilt: Das Ding klingt einfach nicht gut.

Beispiel: Die getragenen Gitarrenmelodien im Mittelteil des Titeltracks könnten eigentlich richtig gut sein, werden die unterschiedlichen Spuren aber übereinandergelegt und mit den bereits erwähnten, künstlichen Keyboards vermischt, klingt das Ganze einfach furchtbar dudelig, was der aufkommenden Atmosphäre ein jähes Ende bereitet. Selbst, wenn die Gitarren mal besser klingen, bleibt aus den ewigen Wiederholungen der gleichen Riffs – eigentlich ein durchaus willkommenes Stilmittel des Genres – oft nichts als Langeweile. Auch die manchmal seltsam krächzig und zahnlos klingenden Growls, wie zu Beginn von „Mare Septentrionale“ tragen zum nicht sehr positiven Gesamteindruck bei.

Nicht alles bedarf einer Veröffentlichung – „The Years On Borrowed Time“

SHADES OF DEEP WATER macht es einem auf „The Years On Borrowed Time“ wirklich nicht einfach. J.H. mag ein absoluter Doom-Maniac sein und stammt vermutlich, wie ein Großteil der auf dem Label veröffentlichenden Künstler, aus dem Freundeskreis von Meuse Music, aber man muss auch ehrlich sein: Nicht jeder Output von befreundeten Musikern ist komplett ausgegoren und bedarf zwingend einer Veröffentlichung.

Dafür, dass der Mann wirklich absolut alles in Eigenregie übernimmt, von der Komposition über das Einspielen sowie Mixing und Mastering bis zum Layout, hat er natürlich absoluten Respekt verdient. Daher noch gut gemeinte drei Punkte, aber seien wir ehrlich: Das war nix!

22.12.2025

"Time doesn't heal - it only makes you forget." (Ghost Brigade)

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