Shever - Rituals

Review

Ich  bin mal wieder verblüfft, was der Underground so alles zu bieten hat. Die Rede ist an dieser Stelle von SHEVER, einer Schweizer Band deren Mitglieder allesamt weiblich sind. Ich möchte mich hier nicht in Vorurteilen verrennen, aber das ist doch schon eher eine Ausnahme – was aber an ‚Rituals‘ besonders überzeugt, ist, dass die vier Damen allen Klischees wüst den Mittelfinger entgegenstrecken. Vor allem aber sind SHEVER richtig gut!

Das zweite Album, gleichzeitig übrigens ihr Labeldebüt, bietet ein ziemlich mysteriöses, bitterböses und zeitweise unheimlich aggressives Klangbild. Die Mischung aus atmosphärischem Doom Metal und wüstem, kantigem Sludge steht der Band gut zu Gesicht. Gerade beim Spannungsaufbau zeigt sich das Quartett wahrlich meisterhaft und „Je Suis Nee“ entpuppt sich dabei als bestes Beispiel: Langsam, beinahe zaghaft beginnend, steigert sich der Song fast hypnotisch, schwillt immer weiter an und entlädt sich dann ab der Mitte mit aller Brachialgewalt. Wer allerdings bei eher gemächlichem Tempo, langsamen Songs und gewaltigen Ausbrüchen Vorhersehbarkeit oder gar Eintönigkeit erwartet, dürfte des Öfteren überrascht aus der Wäsche gucken, denn „Rituals“ ist bei aller Dunkelheit, aller Zähflüssigkeit ein unglaublich detailreiches und stimmungsvolles Album. Die sich plötzlich einschleichenden Momente, die als beinahe harmonisch durchgehen und auch der Klargesang kommen meist unerwartet, wirken nach hinten raus aber nie unpassend. Viel mehr sind es gerade diese kleinen Feinheiten, die „Rituals“ noch ein ganzes Stück faszinierender und einnehmender machen.

So leicht ich vorhin die Schublade Sludge/Doom aufgemacht habe, so schwer fällt es im Detail, SHEVER wirklich zu brandmarken. Denn neben den recht aggressiven Parts finden sich auch Elemente aus dem traditionellen Doom, gerade was die Riffs angeht, die neben den sich unermüdlich auftürmenden schwarzen Gitarrenwänden wie ein frischer Wind durch den Bandsound wehen. „Rituals“ ist ein intensives Album, das neben seiner rauen Oberfläche manchmal gar verträumt anmutende Parts bereithält und neben der unbestreitbar aggressiven Ausrichtung eine einnehmende Atmosphäre verströmt, sehr gutes Werk!

20.07.2012

Chefredakteur

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