Shining (NO) - One One One

Review

Bei dem Bandnamen SHINING klingelt es doch sofort. Einerseits denkt man direkt an die depressiven schwarzmetallischen Chaoten aus Schweden und im gleichen Atemzug an die jazzigen Revoluzzer aus Norwegen. Mit „Blackjazz“ zündeten die Norweger damals eine komplexe Bombe, die die ganze (Black) Metal Szene erschütterte. Die extrem komplexe Vermischung aus Black Metal und Jazz war und ist zwar nicht Jedermanns Sache, aber ein absolutes Novum und das noch von sehr hoher musikalischer Qualität. Nach „Live Blackjazz“ stellt „One One One“ nun die letzte Platte in der sogenannten „Blackjazz“-Tribologie dar.

 

Doch was erwartet den geneigten Hörer? In der Ankündigung waren Worte von vollem Fokus auf Spaß-Stücke zu hören. Ein Hit sollte den nächsten jagen, wobei der Schwerpunkt auf der Eigenständigkeit der Stücke und der gleichzeitigen Zusammengehörigkeit innerhalb des Albums gelegt wurde. Das hört sich von der Beschreibung nicht nach einem komplexen jazzigen Black Metal Album, sondern nach einem gewünschten Charteinstieg an. Doch wie ist die Umsetzung des neuen Prinzips?

 

Von der ersten Sekunde an merkt man, dass sich etwas geändert hat. „One One One“ startet mit einem rockigen Stück. Und dieser Trend zieht sich durch das ganze Album. Weniger Black Metal, weniger Verzerrung und weniger jazzige Komplexität, dafür mehr Rock, mehr Gesangsmelodie und alles etwas eingängiger. Zwar ist „One One One“ um einiges simpler als seine Vorgänger, aber ihre Identität konnten SHINING vollends wahren und man erkennt jedes Stück als eines der Norweger. Weniger komplex bedeutet aber bei Weitem noch nicht, dass es sich bei „One One One“ um eine easy-listening Scheibe handelt! Kompromisslos und fokussierter brechen die Songs aus dem Boxen. Schräge Rhythmen jagen das wilde Saxophon und die elektrischen Gitarren scheinen dem ganzen Wirrwarr eine Richtung geben zu wollen. Der Gesang wirkt insgesamt gebändigter und netter, aber weiß in einigen Passagen durch extreme Screams und Verzerrung zu schocken. Doch welche Stimmung erzeugt das abgespeckte Chaos? Die Platte treibt von Anfang bis Ende den Hörer nur so vor sich her. Hier werden keine Gefangenen gemacht, hoher Puls und trotzdem zugleich „Party-Stimmung“ sind garantiert. Insgesamt wirkt die Musik der Norweger noch immer sehr hektisch und belebend. Ein Trip mit hohem Adrenalin-Level.

 

SHINING gehen mit „One One One“ einen Schritt weiter. Oder doch eher zurück? So richtig lässt es sich nicht sagen. Alle, die ein weiteres komplexes „Blackjazz 2.0“ erwartet haben, werden im ersten Augenblick enttäuscht sein. Die Brutalität und Komplexität wurde heruntergefahren. Andererseits befinden sich starke Hits auf der Scheibe, welche wohl noch immer dem Großteil der Musikkonsumenten zu abgefahren und anstrengend sein werden. Legt man die Erwartungen an ein „Blackjazz 2.0“ ab, findet man ein stark nach Vorne gehendes rockiges Chaosmetalalbum mit Hitgarantie vor. Gerade das macht die Berwertung von „One One One“ umso schwerer. Aber versuchte man die Platte zusammenzufassen, würde wohl folgendes dabei herauskommen: „One One One“ ist ein Album, was einmal wieder aufwühlt und von sich reden machen wird. Komplexer immer auf Vollgas gefahrener Jazz Metal mit Rockstarallüren.

11.06.2013
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