Siechtum - Hinab

Review

Der ein oder andere Leser erinnert sich vielleicht noch an das deutsche Black-Metal-Projekt SIECHTUM, welches mit einer eher ungewöhnlichen (aber wichtigen) Thematik „Durch die Augen einer gequälten Seele“ (2017) zu einem Tipp im Underground machte.

„Hinab“ vergisst die Tugenden des Vorgängers

Während „Durch die Augen einer gequälten Seele“ die Kritik am Verhältnis zwischen Mensch, Tier und Umwelt durch eindringliche Tatsachenberichte illustriert, bewegt sich das vierte SIECHTUM-Album „Hinab“ in düsteren mythologischen Interpretationen.

Musikalisch bleibt das Schaffen von SIECHTUM rudimentär, orientiert sich an den rauen und sperrigen Aspekten der mittleren DARKTHRONE Werke und begibt sich tiefer und tiefer in den Keller des Undergrounds. Allerdings ist „Hinab“ hinsichtlich Produktion und Technik schon sehr dünn aufgestellt. Wie hieß es noch im Booklet des Vorgängers:

„Waheela uses shitty-cheap equipment exklusively! No single fuck was given.“

Das technische Downsizing ist im Direktvergleich doch etwas seltsam. Daneben ist auch musikalisch kein wirklicher Fortschritt erkennbar. Sicherlich ist „Hinab“ deutlich abwechslungsreicher geworden, allerdings sind die einzelnen Parts, die sich vom klassischen Black Metal entfernen, nicht wirklich gut ausgeführt. Drum-Sound und entsprechende Programmierung sind nicht einmal mehr Underground-Standard und das allgemeine Kratzen stört nicht nur auf höherwertigem Audioequipment. Auf „Durch die Augen einer gequälten Seele“ war dies auf der Kvlt-Skala noch alles im grünen Bereich, hier ist die Ausführung einfach nur minderwertig.

Für Stirnrunzeln sorgen auch die etwas kruden Gedanken im Booklet zur Coronapandemie. So sehr Waheela hinsichtlich seiner Bemühungen zur Kritik an Massentierhaltung und Ausbeutung zuzustimmen ist, so wenig sind diese Gedanken und Schlussfolgerungen erhellend. Ebenso wenig passen diese Plattitüden zum ausgefeilten Konzept des Albums.

SIECHTUM verlieren den Faden…

Somit bleibt insgesamt ein sehr zwiespältiger Eindruck zurück. Konzeptionell ist „Hinab“ neu ausgerichtet und erscheint komplexer als „Durch die Augen einer gequälten Seele“. Allerdings ist dabei komischerweise auch die musikalische Entwicklung und Durchschlagskraft des Vorgängers verloren gegangen. Schade.

15.03.2021

Stellv. Chefredakteur

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