Sigh - Gallows Gallery

Review

Vor SIGH hatte ich mal wirklich Respekt, weil sie die einzige japanische Band waren, die schon vor über 10 Jahren wusste, wie avantgardistischer Black Metal klingen sollte. Irgendwann vor 7 oder 8 Jahren hat das Überhand genommen, die Truppe hat sich in spacigem Rock und komischem progressivem Metal verhaspelt und ist nie wieder da rausgekommen. Den Norwegern SOLEFALD ging es in den letzten Jahren ähnlich, sie haben sich aber mit der Meisterleistung „Red for fire“ (und vermutlich noch mehr mit dem folgenden „Black for death“) am eigenen Schlaffitchen aus dem Sumpf und damit in der letzten Sekunde die Reißleine gezogen. SIGH haben das mit „Gallows Gallery“ verpennt, oder sie wollten es vielleicht auch gar nicht. Völlig konfuser, krampfhaft avantgardistisch gefärbter Metal quer durch alle möglichen Stile, mit plakativer 70er-Hammond-Orgel-Attitüde, Saxophon, schrecklichem cleanen Gesang, unnötigen Soli und ausgelatschten Riffs – und das ganze mit der Eingängigkeit von Free Jazz. Im Infozettel demonstrativ als Produkt halluzinogener Drogen angepriesen, lässt sich „Gallows Gallery“ nüchtern aufgrund seiner Ungreifbarkeit vermutlich auch nicht ertragen, und das ist natürlich nicht gerade praktisch. Ich beispielsweise sehe es nicht ein, mir extra LSD zu besorgen, um der Platte irgendwas abgewinnen zu können, und da bin ich sicherlich nicht alleine.
Cool ist das Album nur dann, wenn die E-Gitarren, der Metalhintergrund und der aggressive Gesang völlig außen vor bleiben. Da kann man im „Tranquilizer Song“ und teils in „Gavotte Grim“ dick aufgetragene Klassik-Arrangements, jazziges Drumkit, entspannte und diesmal echt psychedelische Vocals hören, dazu eine so unglaublich abgewrackte Orgellinie, dass man sich unversehens irgendwo zwischen Helge Schneider, SIGUR RÒS und BJÖRK wiederfindet. Sowas ist ehrlich, alles andere hält an Metaltraditionen fest, die SIGH längst überlebt haben und von denen sie sich verabschieden sollten, wenn man sie zukünftig ernst nehmen soll. Drogen allein machen einfach noch kein gutes Album.

25.11.2005
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