Skillet - Victorious

Review

SKILLET gehen auch auf ihrem zehnten Album „Victorious“ nicht eben subtil vor. Die hochdekorierten Damen und Herren schreiben der Gemeinde ihre Riffs und Refrains vielmehr ganz ungeniert mit dem Holzhammer ins Gebetbuch. Oder hämmern ihr die Hooks mit der Bratpfanne auf den Hinterkopf. Genau das wird das Erfolgsrezept SKILLETs sein, entbehrt aber ironischerweise jeglicher Seele.

SKILLETantisch schreibt sich vorne dabei ausdrücklich nicht mit „d“. Aber auch ganz überwiegend ohne „z“, „u“, „m“, „u“, „t“, „b“, „a“ und „r“. Denn was sich einmal mehr verkaufen wird wie Hölle, stellt eine akustisch-ästhetische Herausforderung vor dem Herrn dar. Nach spätestens der Hälfte des Ritts durch „Victorious“ springt dich der alte MORBID ANGEL-Slogan „Extreme Music For Extreme People“ an: Um das hier über die volle Distanz wohlbehalten zu überstehen, musst du schon zu den ganz Hartgesottenen zählen.

„Victorious“ hat die Ohrwurm-Formel

SKILLET nämlich schaffen es, die Aufdringlichkeit und Originalität einer einschlägigen NICKELBACK-Melodie mit Pseudo-LINKIN-PARK-Strophen in ganz kurzen Hosen, simpel-effekthascherischer Elektronik und auch nicht gerade verwinkelten Auf-die-Zwölf-Riffchen präzise berechnet zu einem Mittel zusammenzupressen, das dir den Instant-Ohrwurm so zuverlässig wie gnadenlos wachsen lässt. So wenig schön wie vermeidbar.

Der Wechsel von pathetischem bis aggressivem und affektiertem männlichen und in zweiter Reihe pathetischem bis aggressivem und affektiertem weiblichen Gesang tut sein Übriges (Ohohoho flächendeckend inklusive), von den vereinzelten Hip Hop-Hopsern gar nicht erst zu reden. Der eine stilistische Schlenker in Richtung IMAGINE DRAGONS oder wie die heißen ist da fast schon eine Wohltat.

SKILLET haben Melodien für Milliarden

„Victorious“ ist weder Upper noch Downer, sondern vielmehr ein musikalisches Geschirrspül-Tab, das den Gehörgang mit maximaler Überzeugung auf Hochglanz poliert, alles Übrige aber desinfiziert und ausgekocht als bloße strahlende und zitternde Hülle sich selbst überlässt. Fanta-Sunil-Kater ist nichts dagegen.

SKILLETs Songs sind im vergangenen Jahr gerüchteweise über eine Milliarde Mal gestreamt worden. Dieser Band ist eine offensichtlich unkundige und pseudo-lustige Review auf einer seltsamen Sparten-Seite egal. Und: Die haben angefangen! Hört doch selbst.

28.08.2019
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