So Hideous - Last Poem, First Light

Review

Ich könnte in dieses Review mit der Feststellung einsteigen, dass die New Yorker Band SO HIDEOUS auf ihrer dritten Veröffentlichung „Last Poem, First Light“ irgendwie eher französisch als amerikanisch klingt – und mich dann darüber amüsieren, zumindest einer der Gitarristen Etienne heißt. Ich könnte auch zu einem schlechten Wortwitz greifen und anmerken, dass „Last Poem, First Light“ gar nicht SOOO HIDEOUS klingt. Beides liefe aber Gefahr, die Qualität des Sechstrackers ein wenig in den Schatten zu stellen – deshalb lasse ich’s.

Die gute 32 Minuten des über Prosthetic erscheinenden „Last Poem, First Light“  präsentieren den US-Vierer grundsätzlich als Black-Metal-Band, jedoch mit ausgeprägtem Hang zu ausladenden Postrock- und Shoegaze-Versatzstücken sowie orchestralen Ansätzen. Der schwarzmetallische Anteil klingt dabei wohltuend un-amerikanisch, zuweilen nordeuropäisch, und bietet damit einen vielversprechenden Kontrast zu den insgesamt deutlich… positiver klingenden Einflüssen. Natürlich machen SO HIDEOUS keine „happy music for happy people“, doch sind die Postrock-Anteile erheblich Dur-lastiger und bewegen sich damit durchaus in ALCESTschen Sphären – doch findet auch Melancholie Eingang in die Shoegaze-Schlagseite (KLIMT 1918 lassen grüßen) und die Klavier-Klänge.

Dabei gelingt es SO HIDEOUS im Großen und Ganzen, das Potential der Laut-/Leise- und Dur-/moll-Kontraste sehr gut auszuschöpfen – die sechs Songs sind dynamisch, abwechslungsreich und dabei jederzeit stimmig. Die einzige größere Schwäche ist dabei tatsächlich, dass SO HIDEOUS im Aufeinandertreffen des meist im Midtempo gehaltenen Schwarzmetalls und der sanfteren Klänge andere Couleur etwas über das Ziel hinausschießen – will sagen: Der Black Metal klingt in seiner Ausführung (das ist aber meines Erachtens in erster Linie ein Haken der Produktion) etwas zu roh, vor allem etwas zu „hart“. Weichgespülte Gitarren wie auf „Shelter“ will ich sicherlich auch nicht hören – aber es gäbe sicher auch einen Mittelweg, der die künstlerische Vision SO HIDEOUS‘ noch besser transportieren könnte. Spürbar ist diese auf jeden Fall und macht „Last Poem, First Light“ zu einem mit leichten Abstrichen gelungenen Album – sie macht aber vor allem neugierig, was von SO HIDEOUS in Zukunft noch kommen mag.

19.06.2014
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