Solitary Sabred - Temple of the Serpent

Review

SOLITARY SABRED schicken mit „Temple of the Serpent“ kurz vor Jahresende ihr viertes Album in die Schlacht. Darauf frönt die Band aus Zypern zum wiederholten Male epischem Heavy/Power Metal mit deutlicher US-Schlagseite und kultige Sword-&-Sorcery-Lyrik, traditionsbewusste Echt-Metaller dürfen also gleich mal die Ohren spitzen.

SOLITARY SABRED steigen hinab in finstere Katakomben

Die Einflüsse von SOLITARY SABRED sind vielfältig, es wird sowohl Kraftstrotzendes wie JAG PANZER, SANCTUARY und frühe SAVATAGE kanalisiert, aber auch die Kauz-Epiker MANILLA ROAD und alte MANOWAR haben ihre Spuren im Sound der Zyprer hinterlassen. Neben der furios aufspielenden Instrumentalfraktion ist besonders die vielseitige Darbietung von Frontmann Petros „Asgardlord“ Leptos lobend hervorzuheben, der hier traumwandlerisch zwischen den spitzen Schreien des jungen Warrel Dane, der manischen Erzählstimme eines Jon Oliva und der expressiven Angriffslust von Eric Adams rangiert.

Die ersten beiden Drittel von „Temple of the Serpent“ sind vor allem dem klassischen 80s Power Metal amerikanischer Prägung gewidmet. Dieser wird mal treibend flott („The Skeleton King“, „Flight of the Banshee“) und mal im erhabenen Midtempo („Spectral Domain“, „The Undead Cry For Vengeance“) dargeboten, mäandert jedoch nie stumpf vor sich hin, sondern ist stets mit gekonnten Rhythmuswechseln sowie virtuosen Leads und halsbrecherischen Soli gespickt. Bei „Bound by the Lich“ wagen SOLITARY SABRED gar einen Ausflug gen Dänemark, denn sowohl gesanglich als auch in Sachen Songwriting wird hier der Vodoo-Zylinder vor MERCYFUL FATE gezogen.

„Lord of Ganzer“, „Reaper of Kur“ und „Gates of Nam-tar“ bedienen im letzten Drittel schließlich die episch-barbarische Fellbutzen-Fraktion, wobei Frontmann Petros Leptos bei diesen drei Stücken mehr denn je an einen jungen Eric Adams erinnert. Wäre es nicht toll, wenn MANOWAR selbst sowas auch nochmal hinkriegen würden, anstatt sich in verhackstücktem Klassik-Gewurschtel und Bildleser-Metal zu verlieren oder schlimmer noch, Joey DeMaio ans Mikro zu lassen? Nächstes Jahr wissen wir da wahrscheinlich mehr, SOLITARY SABRED eignen sich bei den genannten drei Stücken jedoch als gutes Methadon für all jene, die dem mächtigen 80er-Jahre-Werk der New Yorker hinterhertrauern.

Das Methadon für die Fellbutzen-Fraktion

Wie so oft im traditionellen Heavy Metal kann man natürlich auch SOLITARY SABRED keine übermäßige Eigenständigkeit oder forschen Erfindergeist unterstellen; auf Herzblut, Authentizität und gutes Songwriting kommt es an. All dies bringen die Zyprer in rauen Mengen an den Tisch und so kann man „Temple of the Serpent“ Echtstahl-Jüngern alter Schule, Freizeitbarbaren, Hobbyzauberern und treuen KIT-Gängern gleichermaßen wärmstens ans Herz legen.

21.12.2023
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