Sonic Front - Are You Lost?

Review

„Sonic Front“, ein Name ist Programm… Während der hannoversche Sechser beim letzten Live-Auftritt noch arg mit mischtechnischen Unausgewogenheiten zu kämpfen hatte, entfaltet sich auf dem ersten vollen Album (nach dem ’99-er-Demo „Ignited“) die Schallfront, die der Name verspricht, in voller Majestät! Der Sound der Gitarren ist kraftvoll, dennoch unbrutal und bietet meistenteils das Fundament des Gesamtgeschehens, in stillen wie in lauten Momenten.. Sänger Kai darf, je nach vorherrschender Stimmung, in sämtlichen Sphären seines vokalen Ausdrucksvermögens versinken oder sich austoben; am glaubhaftesten wirken auf mich dabei jene gewaltigen Ausbrüche wie in „The Punch“. Andernorts klingt sein Organ mal kampfeslustig, vereinzelt klagend (in etwa wie Henning Wehland nach operativer Resonanzraum-Erweiterung), dann wieder leidenschaftlich und ausdrucksstark wie Tool’s Maynard. Einen bezeichnenden Vergleich dürfte man sich allerdings des öfteren anhören müssen: Sonic Front bieten gleich auf mehreren Tracks direkte Parallelen zu den Farmer Boys (mit denen man schon zusammen Auftritte bestritt): Die Songstrukturen, die von einer Sekunde auf die andere von knallhartem Riffing in wunderbar lange, tragende Melodien wechseln, könnten ebenso auf „The World Is Ours“ vertreten sein („Straight Bends“, „Drifter“), wobei jedoch die Melodien weniger Ohrwurmcharakter als vielmehr eine wellende Linie jenseits der Vorhersehbarkeit bieten. Detailverliebte Synthies bereichern den Mix und runden schließlich (auch dank einer erstklassigen Produktion) als eigenständiges Instrument die Platte zu einer atmosphärischen, klangschweren „Sonic Front“ ab – Makellos! Diese ungesignte Band scheint ein trauriger Beweis mehr dafür zu sein, wie willkürlich die Vertragsvergabe bei Labels verlaufen muss…

22.06.2001
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