Spinal Cord - Remedy

Review

Wenn man im Vorprogramm großer zeitgenössischer Bands auftreten darf, ohne vorher ein Studioalbum veröffentlicht zu haben, dann darf man sich seines Talentes schon ziemlich sicher sein. Die polnischen Spinal Cord zählen zu diesen Raritäten. Seine ersten Meriten hat sich das 1999 gegründete Quintett als Live Band in den Jahren 2000 bis 2002 erspielt, bevor man sich entschied, zum ersten Mal das Livematerial als Studiofassung zu vertonen. Als Anheizer standen sie für ihre damals sehr hoffnungsvollen und heute zu den festen Größen des Metals gehörenden Landsleute wie Behemoth, Vader, Trauma oder Decapitated auf der Bühne. Dass diese Lehrjahre Spuren hinterlassen haben, davon kann man sich auf dem 2003er Debut „Remedy“ überzeugen, welches ab diesem Jahr, wie auch das aktuelle „Stigmata Of Life“, auch über die alten Grenzen hinaus vertrieben wird. Die Verwurzelung in der Live-Erfahrung ist stark spürbar, denn auch wenn „Remedy“ unter 40 Minuten Spielzeit bleibt, so ist es doch sehr komplex ausgefallen und macht deutlich, dass sich das Songmaterial erst auf einer Konzertdarbietung wirklich entfalten kann. Dafür spricht schon allein das sehr an Nile´s „In Their Darkened Shrines“ erinnernde, anspruchsvolle und mit interessanten Breaks versetzete Drumming, das sich als Motor dieser Platte erweist. Nicht nur das es die beiden Gitarren antreibt und zu Antworten aus Thrash, Death´N Roll und einer Prise Melodie auffordert, es bringt einige Verwirrung in die Songstrukturen, ohne jedoch unkoordiniert zu wirken und damit das Ziel aus den Augen zu verlieren. Damit entsteht insgesamt eine reichlich progressive Dynamik, was im DM ja auch nicht alle Tage vorkommt und vor allem nicht oft funktioniert. Hier tut es das allerdings. Wie alles im Leben hat aber auch diese interessante Vertracktheit eine Kehrseite, nämlich die, das „Remedy“ keine Platte zum Nebenherhören ist, sondern ungeteilte Aufmerksamkeit verlangt und sich der Hörer bewusst mit dem Material auseinandersetzen muss. Wer Spinal Cord Live sehen kann, der sollte sie sich auf keinen Fall entgehen lassen.

30.10.2004
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