Spiritbox - Eternal Blue

Review

Die kanadischen Senkrechtstarter SPIRITBOX bringen mit „Eternal Blue“ endlich, nach einer wahren Flut an Singleveröffentlichungen während der Pandemiezeit, ihr Debüt heraus. Aufmerksamkeit und Nachfrage sind groß, Rise Records zeichnen sich nach den Eigenveröffentlichungen für Vertrieb und Promotion aus und die Vinylversionen waren sehr schnell vergriffen.

Das Paar Courtney LaPlante und Mike Stringer hat nach dem Ende von ihrer Vorgängerband IWRESTLEDABEARONCE erst 2017 eigenständig eine selbstbetitelte EP heraus gebracht und danach später mit Singles seine Veröffentlichungstaktik geändert, die später noch einmal als eine Compilation zusammengefasst wurden. Bill Crook (Bass) und Zev Rose (Drums) komplettieren für den Moment das Line-up, obwohl das Duo als Hauptsongwriter federführend bleibt. Ein grosser Teil der neueren Singles sind auch auf „Eternal Blue“ gelandet, weswegen vieles auf diesem Album für viele Fans nicht wirklich neu ist. Die Frage ist, wie schlagen sich SPIRITBOX nun im Langformat mit neuen Songs?

SPIRITBOX probieren sich im Langformat

Das Positive vorweg: Was die Kombination von eingängigen Refrains im (gut besetzten) Pop-Appeal, getragen von der tollen Stimme LaPlante’s, mit Djent und Metalcore-Einflüssen, aber auch Elektronika und Ambient-Momenten angeht, sind SPIRITBOX immer noch eine der interessantesten neuen Bands im Genre. Diese Dinge sind nun vielleicht nicht mehr grundsätzlich neu, aber die Art, wie SPIRITBOX sie kombinieren, ist es. Sie klingen frisch, unverbraucht und eigen. Die schlechte Nachricht: Der Rest des Albums hält leider nicht ganz mit den bislang veröffentlichten Singles mit. Und das trotz prominenter Unterstützung wie von Sam Carter (ARCHITECTS) auf etwa „Yellowjacket“.

Eröffnungstrack „Sun Killer“ beginnt elektronisch-pulsierend und mysteriös, ist sehr getragen und braucht eine ganze Weile zum Ausbrechen, eignet sich aufgrund der Dynamik aber exzellent als Opener, obwohl er sonst etwas blass bleibt. Die schon bekannte Single „Hurt You“ kommt mit kräftiger Nu-Metal-Schlagseite und einem wahnsinnig eingängigem Chorus daher. Nicht unbedingt ein Fanliebling, aber durchaus abwechslungsreich und zeigt die stilistische Bandbreite von SPIRITBOX gut auf.

„Yellowjackets“ zieht die Härteschraube an, bleibt aber trotz der oben erwähnten Gastvocals auf der schwächeren Seite des Albums. „The Summit“ legt den Fokus auf mehr Melodie und Pop-Appeal, was dem Song außerordentlich gut steht, während „Secret Garden“ mit seinem grandiosen Bassriff in der Strophe und dem tollen Songaufbau einer der stärksten Songs auf der gesamten Scheibe ist. Fanliebling „Holy Roller“ bedarf keiner langen Erklärung, eine Walze, die auch noch nach dem hundertsten Hördurchgang weiterhin begeistert.

Die restlichen neuen Songs „Silk In The Strings“, Titeltrack „Eternal Blue“, „We Live In A Strange World“ und „Halcyon“ sind allesamt solide und legen den Fokus unterschiedlich in SPIRITBOX‘ Sound aus, bleiben aber zu blass, um verglichen mit den vorherigen Singles wirklich große Ausrufezeichen zu setzen. Ein Song wie „We Live In A Strange World“ beispielsweise, der über große Zeit fast nur auf Elektronika und einschmeichelnde Atmosphäre setzt und erst zum Schluss noch einmal ausbricht, hätte von einer längeren Entwicklung als seine drei Minuten Laufzeit oder als reiner Elektronik/Ambient-Track sicherlich profitiert und verpufft so ein wenig.

Das steht stellvertretend von der Problematik her auch für „Halcyon“, der die Kombination aus hartem Riffing und Courtneys Gesangsmomenten anderer Songs auf „Eternal Blue“ ein wenig zu kopieren versucht, aber nicht dieselbe Intensität erreicht. Zum Schluss sind mit „Circle With Me“ und „Constance“ ebenfalls zwei bereits bekannte Singles allerdings für den Abschluss des Albums zuständig und schliessen hier auch hochqualitativ ab.

„Eternal Blue“ bietet leider keine Überraschungshits

„Eternal Blue“ enttäuscht nach der hohen Erwartungshaltung durch die bislang veröffentlichten Singles ein wenig, die allesamt eine gute oder sehr gute Qualität aufwiesen. Nun ist ein schlechterer SPIRITBOX-Song immer noch ein guter Genresong, aber ein wenig fehlen die Überraschungshits auf „Eternal Blue“, auf die Hörer heimlich gehofft haben. Das Niveau ist trotzdem hoch und „Eternal Blue“ beweist, dass SPIRITBOX auch im Langformat gut funktionieren.

Trotz bislang nur veröffentlichten Singles bleibt das Album nachvollziehbar und wirkt nicht wie Stückwerk aus unterschiedlichen Schaffensperioden, obwohl es das strenggenommen ist. SPIRITBOX bleiben weiterhin eine der erfolgreichsten, aber auch innovativsten und interessantesten neuen Nachwuchsbands, aber können ihren selbst gesetzten Standard auf ihrem Debüt nicht ganz halten. Trotzdem macht dieses Album wenig falsch und gespannt auf die Entwicklung der Kanadier in Zukunft.

29.09.2021
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