Stargazer - A Merging To The Boundless

Review

Progressive Death Metal. Wenige bekannte Fälle sind derart treffend, aber gleichzeitig ebenso wenig ausreichend mit dieser Kategorie umschrieben wie STARGAZER (mit einem großgeschriebenen „G“ in der Mitte) mit ihrem neuen Werk „A Merging to the Boundless“ – denn das australische Trio lässt die Frage letztlich unbeantwortet, ob es nun Progressive Metal oder Death Metal ist. Um das Problem etwas genauer einzugrenzen: Es ist fraglich, welcher musikalische Anteil hier die Führung für sich beansprucht.

Der todesmetallische Anteil der sieben Kompositionen auf dem Album jedenfalls lässt sich am ehesten mit einer Mischung aus MORBID ANGEL zu Prä-„Covenant“-Zeiten und ATHEIST vergleichen – technisch anspruchsvolle, aber dennoch durchschlagende und finstere Kunst. Wirklich beeindruckend und bemerkenswert ist allerdings der jazzig-proggige Anteil, den STARGAZER in ihre Musik einflechten: Der unterhaltsam verspielte Bass (besonders in „Old Tea“), die wiederholt eingeflochtenen, stimmungsvollen Brüche in den Titel, das hochvariable Schlagzeugspiel. Auffällig sind zudem kleinere, beinahe postmetallische Anleihen, die das Tempo „An Earth Rides Its Endless Carous“ angenehm herausnehmen, kleinere Death´n´Roll Einschübe in „Merging To The Boundless“, Power Metal-Ansätze in „The Grand Equilizer“ oder der latente blackmetallische Unterton – der dargebotene Metal-Blumenstrauß ist groß und bunt. Durch diese Aufzählung wird womöglich aber auch bereits das Dilemma von „A Merging to the Boundless“ deutlich. Gelegentlich verlieren sich die drei Protagonisten ein wenig zu sehr in ihren Ideen, was das bereits dritte Vollwerk von STARGAZER zu einer schwierigen Angelegenheit macht: Nicht, weil man nicht ob der herausragenden musikalischen Leistung beeindruckt sein möchte, sondern vielmehr, weil STARGAZER schwer zu greifen sind, ja beinahe ebenso nebelhaft und formlos wieder verschwinden, wie das Album mit „Black Gammon“ begonnen hat. Etwas ausgewogenere Strukturen, pointierter und etwas kraftvoller vorgetragen, dann kann man es vielleicht absehbar mit den Landsleuten von NE OBLIVISCARIS aufnehmen – ohne hier einen allzu deutlichen Vergleich aufmachen zu wollen – aber Fans von „Portal Of I“ könnten an „A Merging to the Boundless“ durchaus ihre Freude haben, wenn es mal etwas ruhigere Klänge sein sollen.

Wer also Death Metal mit ordentlich progressivem Einschlag (oder wie erwähnt: auch gern andersrum) mag, der wird sicherlich nicht enttäuscht – für eine Anwartschaft auf einen kommenden Klassiker reicht´s für STARGAZERs „A Merging to the Boundless“ jedoch nicht ganz: Potential für einen eben solchen steckt aber messbar drin in dieser Truppe.

09.02.2015

Iä! Iä! Cthulhu fhtagn!

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