Sterbhaus - Krampusnacht

Review

Einer der erfreulichen Nebeneffekte der Anti-Haltung, welche die Metal-Szene inne hat, ist die Tatsache, dass niemand mit irgendwelchen Weihnachtsliedern ankommt. Und wenn doch, dann versinken diese schnell in der Bedeutungslosigkeit. Wie etwa ‚Mistress For Christmas‘, DEE SNIDERS Weihnachtsalbum oder das TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA. Mit STERBHAUS hat vor drei Jahren eine Kapelle es versucht, von denen man es eher nicht erwartet hat. Sie mischen verschiedene Extreme-Metal-Stile miteinander. Zunächst erschien „Krampusnacht“ ausschließlich digital, nun gibt es passend zum Fest der Liebe eine Ausgabe für Vinyl-Liebhaber, weswegen auch wir uns nicht der Neugier verwehren konnten.

Fremdschämen zum Heiligabend mit Growls und Blastbeats

Das Cover verdeutlicht ziemlich gut, worauf man sich einstellen kann: Eine mainstreamgerechte Form des Gruselns, welches sich durch zahnlose, eher kitschige Formen ausdrückt. Das hört man gut in dem Titeltrack. Schreie, die in kindgerechten Interpretation der Hölle auftauchen. Kirchenglocken, die durch ihre Beiläufigkeit ihre Wirkung verlieren. Das ist ein richtiger Dämpfer, wobei STERBHAUS gute Ansätze zeigen. Passable Riffs, nette Soli und einen interessanten Spannungsbogen. Dieses Niveau kann aber nicht durchgängig gehalten werden. Das Zwischenspiel ‚Santa Claus In Satans Claws‘ macht durch sein banales Riff und das ziellose Gedudel den Eindruck eines Überbleibsel aus einer vorherigen Session. Und inzwischen nervt es nur noch, wenn eine Metal-Band unbedingt „ihre“ Version von der „Halle des Bergkönigs“ spielt. Es ist ja bei weitem nicht die erste Interpretation, die dem Stück nichts neues abgewinnt.

„Krampusnacht“ vergeht langsamer, als man will

„Krampusnacht“ ist das Metal-Weihnachtsalbum, wie man es sich vorstellt: Kitschige Horror-Samples, keine herausfordernde Musik und eine seltsame „Satanisierung“ des Weihnachtsfests. Es ist nicht so, dass STERBHAUS durchgängig langweilig wären. Im Titeltrack treten gute Ansätze zu tage. Dennoch überwiegt der negative Eindruck, was insbesondere an der Verarbeitung des Stoffes liegt, die es schafft, sämtliche Sympathien für das Werk zu verspielen. Somit ist „Krampusnacht“ weder für Weihnachtsliebhaber noch für Kritiker, oder auch zynische Zeitgenossen, bereichernd. Es gibt auf Weihnachtspartys also weiterhin keinen größeren menschlichen Abgrund als ‚Last Christmas‘.

05.12.2019

Redakteur mit Vorliebe für Hard Rock, Heavy Metal und Thrash Metal

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