Stone Sour - Come What(ever) May

Review

Langsam aber sicher müsste der Verblüffungseffekt verpufft sein, dass SLIPKNOT Frontmann Corey Taylor sein Organ nicht nur zum Zerschreddern von Holz einsetzen kann. Auf „Come What(ever) May“ überzeugt er ein weiteres Mal mit der Durchschlagskraft seiner gefühlvollen Stimme. Doch reicht das, um mit dem zweiten STONE SOUR Album musikalisch einzuschlagen?

Zumindest dem Rechtfertigungszwang setzt Taylor sich seit dem neuesten SLIPKNOT Album nicht mehr aus, sobald er seine gefühlvolle Seite zeigt und somit vermeidlich gegen das Image der grobschlächtigen Maskenmänner verstößt. Während also die „truen“ Maggots ihren Zwergenaufstand unterlassen können, sucht der geneigte Hörer speziell nach den Melodien auf „Come What(ever) May“, die im Ohr hängen bleiben und intensiv packen sollen. Doch er findet sie zu selten. Vielleicht liegt es daran, dass man sich, während man auf den spiegelglatten Songs umherrutscht, die eine oder andere Kante wünscht, an der man etwas anecken kann, um Halt zu finden. Vielleicht liegt es auch daran, dass das Wort „herkömmlich“ besonders für die melodiegeschwängerten New Metal Songs zu häufig gilt. Vielleicht erfindet die Band auch einfach das Rock-Rad nicht neu und gibt sich mit einem „ordentlich“ zufrieden.

Nach knackigem Beginn, inklusive Doublebass und frischem Refrain, findet das erste wirkliche Aha-Erlebnis in dem sehr starken „Cardiff“ statt. Hier werden Emotion und Melodie großgeschrieben und mit der darauf folgenden Ballade beinahe überspannt. Während man bei den anschließenden Songs nur verlegen die Rosinen aus dem Kuchen picken kann, geht es über das heiter-nette „Sillyworld“ zum wolkenbehangenen „Made of Scars“, dem wohl schlechtesten Song des Albums. Dieser kombiniert eindrucksvoll uninspirierte Riffs mit strunzlangweiligen Refrains. Scheinbar Wiedergutmachung wollen STONE SOUR mit „Reborn“, in dem Corey in SLIPKNOT Manier aus sich herausschreit, um dann mit der zweiten Ballade „Through Glass“ eine riesige, rosa Blubberblase aufzupusten, die wunderbar zuckersüß schmeck. „Socio“ wirkt hingegen wie eine stumpfe Nadel, die in diese Blase sticht.

Es kann nur spekuliert werden, ob diese Band überhaupt ins Rampenlicht rücken würde, wenn sie nicht diese prominente Besetzung am Mikrofon hätte. Man kann aber genauso darüber spekulieren, ob der Maßstab so eng angesetzt werden würde, wenn es den Kopf der Gruppe nicht gäbe…hatte ich „ordentlich“ gesagt? Ich meinte auch „ordentlich“.

20.08.2006
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