Svart - Forlorad

Review

Konsequent umgesetzt wurde die Musik auf „Förlorad“, dem xten Album von SVART aus Schweden – die drei Lieder I, II, III klingen bleiern düster, nahezu unausweichlich und endgültig verloren. Projekt also geglückt?

Wie so oft liegt das im Auge des Betrachters, bzw. im Ohr des Hörers, und der sollte in diesem Fall bei aller musikalischen Schwarzmalerei eine liberale Einstellung gegenüber monoton ruhiger Musik mitbringen: SVART tastet sich nach überstandener viertelstündiger Einleitung, langsam aber sicher, durch Abgründe von stilistischen Kontrasten und lotet das Spannungsfeld von zeitgenössischer finsterer U-Musik bei aller Härte u.a. auch mit cleanen Gitarren und sanftem Gesang aus. Demgegenüber stehen Funeral Doom, zeitweilig an der Grenze zur Fragwürdigkeit sich entlang hangelnden Growls und eine metallische Substanz, welche an BETHLEHEM zu Demo-Zeiten erinnern lässt. Zum dicken Ende hin (Song „III“ währt knapp 40 Minuten) lässt es der Schwede hingegen bedächtig angehen, nicht um zu sagen: kaum noch schwermetallisch. Das größte, wenn auch nicht selbst verschuldete Manko von SVART besteht schlichtweg in der Tatsache, dass jenes von Melancholie gezeichnete Feld so unnachgiebig beackert wurde, dass es schwer fällt, eigene, tiefe Furchen zu ziehen, aus denen eine Saat empor sprießt, welche sich durch das weit verbreitete Unkraut deutlich empor kämpft und mit eigener „Schönheit“ zu gefallen weiß. Der für die Musik komplett allein verantwortliche Draug sucht sein (Un)Heil in betont ruhigem Aufbau und einer Bevorzugung von Atmosphäre vor Gewalt, was sich vor allem im dritten Reiseabschnitt in die Dunkelheit in ansatzweise hypnotisch wirkenden Passagen Bahn bricht, die von der Stimmung her stellenweise tatsächlich an Beyond Dawns Frühwerke anknüpfen. Ganz so famos mit Eintönigkeit zu faszinieren wie ein unlängst auftrumpfender Altmeister aus dem benachbarten Norwegen gelingt SVART jedoch nicht auf Dauer dieses überlangen Albums, dessen Höhepunkt sich auf den gewaltigen Ausbruch in „II“ beschränkt.

Innerhalb von 74 Minuten lässt sich zwar vieles bewerkstelligen, doch dieser fortwährende, nach anfänglich noch bedrückender Dramaturgie immer eintönigere Abstieg in die Dunkelheit ist ein Paradebeispiel dafür, dass a) weniger nicht zwangsweise mehr ist, und dass b) es selbst talentierten jungen Musikern schwer fällt, neue Nuancen so zu setzen, dass sie alten Genres so etwas wie Leben ein- bzw. aushauchen. Wer auf der Suche nach einlullenden Chill Out Klängen ist, ohne dabei dem Metal untreu zu werden, der mag sich getrost in diese(r) Musik verlie(r/b)en.

09.07.2010
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