Sword - Metalized

Review

Wir schreiben das Jahr 1986. Während sich in den nächsten zweieinhalb Jahren um den schreibenden Redakteur offenbar noch keine Gedanken gemacht wurde, erschien unter anderem METALLICAs Machtwerk „Master Of Puppets“. Doch auch im traditionellen Bereich erschienen durch JUDAS PRIEST, MOTÖRHEAD oder auch IRON MAIDEN wichtige Platten – um nur einen marginalen Ausschnitt eines bärenstarken Veröffentlichungsjahres zu nennen. Die Kanadier von SWORD finden weder in heutzutage verfassten Rückblicken noch im Rahmen entsprechend aufgeführter Ranglisten nach Bandwichtigkeit wirklich Erwähnung. Das ist gewissermaßen auch verständlich, war das Quartett mit ihrem Debütalbum „Metalized“ doch quasi ein One-Hit-Wonder. Dennoch muss man attestieren: Aber was für eines!

„Metalized“ ist ein bemerkenswertes One-Hit-Wonder

Dem einen oder anderen dürfte SWORD im letzten Jahr wieder in Erinnerung gerufen worden sein, als diese mit ihrem Album „III“ tatsächlich in Urbesetzung zurückkehrten, allerdings nur eine mittelmäßige Scheibe an den Start brachten. Für „Metalized“ darf man hingegen sicherlich soweit gehen, dass diese Platte aus einem anderen Bandstall das Zeug zum absolut unumgänglichen Klassiker gehabt hätte – auch was die Wahrnehmung innerhalb der Szene angeht. Kenner sind hingegen auch Heute noch entzückt, wenn der unverkennbare Sound des Openers „Follow The Wheel“ erstaunlich drückend zum Mitwirbeln animiert.

Im Prinzip sind es neben einem schlicht genialen wie simplen Songwriting zwei Faktoren, welche „Metalized“ zu einem der stärksten Hard-Rock-beeinflussten Heavy-Metal-Alben aller Zeiten werden lassen. Wie bereits erwähnt ist der Sound auf dem Einstandsalbum der Nordamerikaner nicht von dieser Welt. Das hervorragend akzentuierte Gitarrenspiel von Mike Plant hat ein kaum zu verbesserndes Dampfdrucklevel und behält sich durch seine sägende Komponente immer noch den klassischen Charme der Achtziger bei. Ähnlich durchdringend klingt Dan Hughes an den Kesseln, denen innerhalb der Produktion von „Metalized“ vergleichbar viel Platz eingeräumt wird. Herauskommt ein Gesamtkonstrukt, welches den Hörer ganz im Sinne des Albumtitels metallisiert.

Ein Sound aus der schönsten Metal-Hölle

Der zweite Hauptaspekt ist im Frontmann und Bruder das Kesselflickers Rick Hughes zu finden. Tatsächlich findet man im Rahmen des aktuellen Albums „III“ noch einige Stimmen, die Hughes eine nach wie vor hervorragende Stimme bescheinigen. Zweifellos eine nachvollziehbare und sicher nicht verkehrte Wahrnehmung. Führt man sich allerdings dessen Leistung auf den ersten zehn Songs der Bandgeschichte vor Augen, bleibt nur den Hut zu zücken und alles weitere zu vergessen. Eine Bandbreite zwischen einer Nuance eines frühen James Hetfield, dann wieder schwer angerotzter Rock und ein ebenso unbedarfter wie hochklassiger Klargesang – tadellos.

Die Songs auf „Metalized“ sind der klassische Inbegriff von „All Killers, no Fillers“. Plant packt vom Auftakt weg ein Monsterriff nach dem anderen aus und gleichsam gelingt es SWORD, das Songwriting durch die eigenen Trademarks so abwechslungsreich wie möglich zu halten. So fallen das flinke „Outta Control“ oder auch der schaurig angehauchte Rausschmeißer „Evil Spell“ positiv aus dem Konzept. Nichtsdestoweniger braucht diese Scheibe alles nur keine Anspieltipps, sondern fungiert in Gänze als reinste Granate.

All Killers, No Fillers

Leider haben SWORD diese Pfade nie mehr beritten oder in der Nachfolge eben die Kurve nicht mehr gekriegt, sodass nach dem mäßigen „Sweet Dreams“ aus dem Jahr 1988 bis zum aktuellen Album auch nichts mehr Albumtechnisches auf den Plan rückte. Das ist einerseits schade, andererseits gibt es hier wirkliche Perle abseits der üblicherweise genannten Genregrößen zu entdecken, welche dieses Prädikat auch ohne Umschweife verdient hat.

01.03.2023
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