Sybreed - Antares

Review

Knapp drei Jahre nach ihrem furiosen Debüt setzen die Schweizer von SYBREED nun zu ihrem zweiten Schlag an. Nicht nur das Line-Up hat sich etwas geändert (Drummer Alex verließ die Band) sondern auch der Sound der Band hat ein neues Gesicht bekommen.
Regierte auf „Slave Design“ fast durchgängig ungezügelte Aggression und Gewalt, scheint sich diese Energie auf „Antares“ zu bündeln. Statt vernichtenden Soundwänden kommt sozusagen Kontrolle ins Chaos. Vor allem aber gewinnen die Songs an Tiefe und Atmosphäre.

SYBREED rutschen mit „Antares“ deutlich in die Richtung des modernen melodischen Death Metals, zu dem man als Vergleichsmuster Bands wie SOILWORK heranziehen kann. Die Einflüsse von FEAR FACTORY hört man nur noch schwach, dafür Townsendsches Songwriting, MNEMIC und MESHUGGAH.
Das Album steigt erstaunlich gemäßigt ein, kein minutenlanges Riffmassaker wie damals mit „Bioactive“ sondern ein kurzes Synth-Intro mit Elektrobeats und schon geht’s los. In „Emma-0“ wird bereits deutlich, wie groß der Melodic Death Anteil auch in den nachfolgenden Songs ist. „Ego Bypass Generator“ steht dem in nichts nach. Was ebenfalls sofort auffällt ist die Veränderung bei Bens Gesang. Die melodischen Passagen sind nun zu einem ebenbürtigen Partner der Shouts geworden, in manchen Songs überwiegen sie diese sogar. Bens Leistung hat sich hörbar gesteigert, und in der klare Gesang gehört nach wie vor zu seinen Stärken, bei dem er das meiste aus seiner Stimme herausholt.
„Revive My Wounds“ ist dann der erste Höhepunkt des Albums. Noch bevor die erste Minute verstrichen ist, gibt es eine ordentliche Blastattacke, zudem gestaltet sich der Rest des Drummings und die Rhythmik des Songs sehr variabel. Selbiges trifft auch für Akkordfolgen zu. Während quasi die einzelnen Strophen ganz klar aufs Neo-Thrash-Konto gehen, pfeffert der Refrain mit Melo-Death-Speed nach vorne.
„Isolate“ beginnt mit verfremdeten Kirchenglocken und passt am besten zur Stimmung des Albumcovers. Der arpeggierte Einsatz des Synthesizers erinnert mich ein bißchen an MACHINAE SUPREMACY, die das in einigen Songs ganz ähnlich machen. Auch bei „Neurodrive“ fallen mir die C64-Schweden ein, auch wenn sich die Ähnlichkeit auf ein Minimum beschränkt.

Ein zweiter, persönlicher Höhepunkt und auch Überraschung ist „Dynamic“. Was ist denn jetzt los? War der Richtungswechsel zum Melodic Death nun nichts, was mich sonderlich vom Hocker gerissen hätte, ertönen jetzt plötzlich ziemlich schwarz getünchte Akkorde, bei denen ganz deutlich die Vorliebe der Jungs für Black Metal durchschimmert. Der Song ist zwar eine astreine Neo-Thrash-Nummer, aber das Feeling passt schon fast zu modernem Black Metal – das hätte ich nun nicht erwartet. Ein ganz ähnliches Kaliber hat „Permafrost“, der genau wie „Dynamic“ eine eher düstere und kalte Stimmung hat.
Mit „Orbital“ trifft man dann auf einen sehr von MESHUGGAH inspirierten Song an. Die Rhythmik, die Riffs und auch der Gesang am Anfang erinnern mich sehr an „The Exquisite Machinery Of Torture“ von „Chaosphere“, schwenkt dann aber im Refrain wieder um, so dass der Vergleich nur auf die Strophen zutrifft.
„Twelve Megatons Gravity“, der zu den kleinen Hits des Albums gezählt werden kann, erzeugt mit seinen Drum’n’Bass Beats und massivem Drumming ordentlich Druck und hat von allen Songs das meiste des ursprünglichen Cyber-Industrial-Flairs, welches ansonsten noch vom Instrumental „Ex-Inferis“ eingefangen wird.
Den würdigen Abschluß des Albums bildet die melodische Neo-Thrash-Ballade „Ethernity“.

Was bleibt letztendlich unterm Strich? SYBREED haben sich spürbar verändert und ihren Stil erweitert. Sie haben sich vor allem dem Melodic Death Metal geöffnet, was ich persönlich etwas schade finde, da man diese Spielweise bereits von (zu)vielen Bands kennt, und SYBREED es nur schwer schaffen, mit ihren Songs hervorzustechen. Eine positive Überraschung ist die Einbindung von modernern Black-Metal-Einflüssen, desweiteren zeigt „Antares“ auch, dass die Schweizer zumindest noch einiges an Power und Aggressionen auf Lager haben. Die elf Songs sind stark, aber im direkten Vergleich würde ich ihrem Debütalbum den Vorzug geben. Während dieses einen äußerst explosiven Charakter hatte, steht „Antares“ eher für eine ruhigere und vielleicht auch nachdenklichere Seite der Band. Und das ist ja auch nicht unbedingt etwas schlechtes.

15.10.2007
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