T - Psychoanorexia

Review

T ist die Spielwiese des deutschen Multi-Instrumentalisten Thomas Thielen. Der legt mit „Psychoanorexia“ nun sein mittlerweile viertes Studioalbum vor. Alle Instrumente auf der Platte wurden von Thielen selbst eingespielt, zudem zeichnete er auch für die Produktion verantwortlich. Musikalisch bewegen sich die vier überlangen Tracks zwischen Art Rock und Prog Rock, wobei die Songs des Öfteren in Soundtrack-Gefilde abdriften. Das bedeutet konkret: feingewobene Delay-Teppiche, sphärische Melodie-Layer, verträumte Gitarren-Leads und ausuferndes Ambient-Flair. Letztlich könnte man „Psychoanorexia“ als eine sehr bedächtige Mischung aus STEVEN WILSON, RIVERSIDE und PURE REASON REVOLUTION beschreiben.

Der Opener „The Aftermath Of Silence“ beginnt im Stile einer Postrock-Nummer, nach dem gemächlichem Intro ertönt eine wunderbar feinfühlig intonierte Melodie, die sofort mitreißt. Zugegeben – bei der Produktion hat Herr Thielen mit Hall und Delay wahrlich nicht gegeizt, was auf den ersten Eindruck suggeriert, man habe es hier mit überproduziertem Weichspüler-Rock zu tun. Und auch wenn gelegentliche Tendenzen zum Bombast-Sound nicht ganz von der Hand zu weisen sind, ist Thielens Musik alles – nur nicht kitschig. Aber man muss sich natürlich auch auf das einlassen, was einem da serviert wird. Als geneigter Freund der Polymelodik und der Klang-Collage aber kann man hier richtig eintauchen.

Die Platte hat aber durchaus auch ihre härteren Momente – bei „Kryptonite Monologues“ beispielsweise, das mit einem forschen Prog-Rock-Riff beginnt und in der Folge rhythmisch sehr abwechslungsreich daherkommt. Das mit acht Minuten (!) kürzeste der vier Stücke, „The Irrelevant Love Song“,  begeistert wiederum mit kluger Dramaturgie und Atmosphäre. Der Titeltrack fällt dann anfangs etwas ab, hier können die Riffs zu Beginn nicht richtig zünden. Erst gegen Ende wird es, vor allem auf Gesangsseite, wieder interessanter.

„Psychoanorexia“ ist ein Album für Liebhaber, Sound-Fetischisten und Träumer. Trotz der beträchtlichen Länge der Songs kann der Hörer – den Titeltrack mal ein wenig ausgeklammert – bei der Stange gehalten werden. Hauptgrund dafür ist die wirklich sehr ausgefuchste Melodiearbeit, bei der Thielen viele gängige Klischees gekonnt umschifft. In meinen Augen eine Platte, die jeder Progressive-Fan zumindest einmal gehört haben sollte.

22.02.2013
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