Tar Pond - Petrol

Review

Erstaunlich, dass TAR POND mit dem Release ihres Debüts „Protocol Of Constant Sadness“ nicht mehr Aufmerksamkeit erregt haben, ist es doch ein posthumes Vermächtnis von Martin Eric Ain, der den Bass kurz vor seinem Tod im Jahre 2017 aufgenommen hatte, ehe die Band in ihren Plänen, das ungeborene Kind in die Welt hinauszutragen, jäh zurückgeworfen wurde. Um das Thema hier abzurunden, „Protocol Of Constant Sadness“ konnten sie erst 2020 final veröffentlichen.

TAR POND sind ein echter Geheimtipp

Während das erste Album eine sehr düstere, rockige Version von Doom Metal darstellt und mehr an Künstler wie WARNING mit starkem THE-DOORS-Flair erinnert, zeigt sich „Petrol“ von Beginn an in einer gänzlich anderen Klangform. Mit wuchtigen, basslastigen Riffs trieft das Album von tonnenschwerer Melancholie, wird dezent mit Gitarrenleads und Soli angereichert, ohne dabei auszuufern oder den Boden unter den Füßen zu verlieren.

Das Riffing gestaltet sich insgesamt eher minimalistisch, mit Fokus auf Druck und das Wesentliche der Songs: die Materie. So schaffen es TAR POND, den fünf dargebotenen Songs trotz vieler Parallelen andere Klang- und Emotionsebenen mitzugeben, was den Konsum des knapp unter 40-minütigen Albums auch nach einigen Durchläufen spannend gestaltet. Mithilfe von verschiedenen stilistischen Effekten lenken sie jeden Song in eine andere Richtung, ohne den roten Faden als Gesamtwerk einzubüßen.

Der sehr markante Gesang von Thomas Ott verleiht dem Ganzen eine eigene Nuance, denn er schafft es, jede Stimmungslage der Songs mit Emotionalität und stimmlicher Vielfalt aufzuwerten und zu betonen. Ein Song wie der Opener „Bomb“ bricht sowohl mit Vocals als auch mit Delays aus seiner Gleichförmigkeit, um dann wieder tonnenschwer ein minimalistisches Riff im Anschlag zu wiederholen. Das folgende „Blind“ entpuppt sich als der Hit der Platte, der sofort ins Ohr und mit düsteren Gesangslinien unter die Haut geht – und sogar einen Refrain bietet, der kitschfrei widerhallt.

Mit „Slave“ gibt es fast ein kleines Aufbäumen von Hoffnung, ehe es anschließend auf „Something“ sehr gediegen und düster zur Sache geht. Der Track steigert sich mit leichten Dissonanzen, verliert aber nie seinen hoffnungsarmen Grundton. Das abschließende „Dirt“ findet sich nach einem emotionalen Start mit gesprochenem Frauengesang noch einmal in erdrückender Schwere wieder und entlässt die Hörerschaft mit gemischten Gefühlen aus dem Album.

„Petrol“ ist ein tonnenschwerer und intensiver Doom-Trip

„Petrol“ ist ein düsterer Trip durch schwere emotionale Täler und lebt trotz seines niederschmetternden, brutalen Grundgerüsts von den vielen Kleinigkeiten, die es zu entdecken gilt. Viel davon ist gut versteckt, wenig vordergründig, aber im fortwährenden Konsum umso intensiver. Genau so darf moderner Doom ohne Scheuklappen klingen: eigenwillig, intensiv und nachhaltig.

25.10.2023

- perfection is the end of everything -

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