Teaser Sweet - Night Stalker

Review

Noch vor dem ersten Song ihres neuen Albums „Night Stalker“ führt das schwedische Quartett TEASER SWEET neue Hörer:innen zweimal aufs Glatteis. Wer beim Namen zuerst auf Glam Rock tippt, korrigiert sich selbst beim Blick auf das Cover und das Label High Roller Records recht schnell in Richtung Heavy Metal.

Zweifel erwachsen dann aber beim Intro, das auch von Deutschrockbands wie BETONTOD stammen könnte. Läuft hier vielleicht doch ein anderer Film als erwartet? Spoiler: Tut er nicht – und die Band um Sängerin Therese Damberg weiß, was sie tut.

Denn TEASER SWEET wissen, was sie mit „Night Stalker“ tun

Mit zwölf Jahren Bandgeschichte (Gründung 2013) und drei Alben auf dem Buckel – „Hit and Run“ (2015), „In the Night“ (2017) und „Monster“ (2020) – wissen Leadgitarrist Marcus Damberg, seine singende Schwester und ihre beiden Mitstreiter Hampus Steenberg (Bass und Backing Vocals) sowie Kent Svensson (Schlagzeug) sehr genau, was sie mit TEASER SWEET spielen wollen: klischeefreien Heavy Metal der Marke frühe 1980er/NWoBHM mit einem Gespür für griffige Melodien und gelegentlichen Anklängen bis hin zu Ausflügen in den Hard Rock der späten 1970er. Dabei kommen TEASER SWEET erfreulicherweise meist ohne Umschweife auf den Punkt – eine Albumlänge von 35 Minuten und 29 Sekunden für acht Songs plus Intro spricht eine deutliche Sprache.

Zum Auftakt treibt „Night Stalker“ nach vorne, danach groovt „Deep In The Woods“ schön weiter und „Living In Sin“ bleibt angenehm auf Kurs. Später reißt unter anderem „Eat You Alive“ mit druckvollem Schlagzeugspiel und prägnanten Riffs mit, und beim Rausschmeißer „Cold Is The Fire“ ist „galoppierend“ sicher kein falsches Wort.

Wer sich unbedingt auf die Spurensuche nach Vorbildern, Einflüssen und Referenzen begeben will, kann in der Plattensammlung vielleicht mal bei Werken von JUDAS PRIEST, DIO oder auch BLACK SABBATH aus der genannten Zeitspanne ein Ohr riskieren.

Kopfkino mit Kugelhagel

Wer bei „Night Stalker“ stattdessen das Haar in der Suppe suchen will: Der hard-rockige Refrain von „Killer Machine“ hat eine Silbe zu viel. Das fällt umso deutlicher auf, weil Therese Damberg die halbe Zeit mit „Kill Machine“ variiert, was deutlich runder klingt.

Der Song „Blue Sky“ nimmt in den ersten dreieinhalb Minuten mit seiner balladesken Tonalität subjektiv das Tempo raus, um dann für 50 Sekunden eben selbiges aufzunehmen. Im Kopfkino nutzt Rob Zombie als Regisseur diese Passage, um seine Antihelden im Cabrio auf die Straßensperre der Polizei zufahren zu lassen – natürlich in Zeitlupe und mit einem Ende im Kugelhagel. Die abschließenden 70 Sekunden fallen stimmungstechnisch wieder ab, aber wenigstens nicht auf das Ausgangsniveau. Wie gesagt: Haar in der Suppe, und so.

„Night Stalker“ bleibt hängen

Unterm Strich fällt das Fazit dann eindeutig aus: TEASER SWEETs Interpretation von Heavy Metal entfaltet ein Ohrwurmpotenzial, das sich beim ersten Hören nicht vermuten lässt, verzichten die Schweden doch auf den poppigen Appeal, der Kollegen wie HIGH SPIRITS auszeichnet.

Bereits nach zwei, drei Durchläufen fräsen sich aber vor allem der Titelsong mit seinem „Oh, oh, oh“-Refrain und der Rausschmeißer „Cold Is The Fire“ ins Gehirn. Damit lässt sich an dieser Stelle nur ein Halbsatz aus dem ersten Absatz wiederholen: Die Band um Sängerin Therese Damberg weiß, was sie tut.

16.05.2025

From the Underground and Below

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