The Amenta - Revelator

Review

Australiens musikalischer Exportschlager war in den letzten Jahren eigentlich vorwiegend moderner Metalcore, doch hier und da schwappt auch mal etwas Exotischeres über den Ozean. Mit THE AMENTA meldet sich nach siebenjähriger Pause eine solche, recht ambitionierte, doch ebenso schwer verträgliche Band zurück. Die Australier werfen in ihrem Promotext mit eindrucksvollen Worten nur so um sich, bezeichnen die Musik auf „Revelator“ unter anderem als „nonkonformistisch“, „verstörend cineastisch“ und „maximalistisch“. An derartigen Versprechen haben sich schon weit größere Bands die Zähne ausgebissen – gelingt THE AMENTA dennoch der Überraschungseffekt?

THE AMENTA – „Revelator“: Unangepasst, verwirrend und äußerst widerspenstig

Kann man so machen, muss man aber nicht: THE AMENTA wagen sich auf „Revelator“ an moderne, industrielle Elektro-Klänge und schlagen so grundsätzlich gekonnt eine Brücke zu ihrer eigentlichen musikalischen Heimat: dem Death Metal. Schwarzmetallisch angehaucht – oder in diesem Fall leider angestaubt – gibt es dann mit dem Opener „An Epoch Ellipsis“ auch direkt die erste Enttäuschung: Die wenigen melodischen Einflüsse wirken deplatziert und beliebig. Dafür, dass die Australier auf ihrem Viertling das große Chaos angekündigt haben, klingt dieser Auftakt dann doch zu handzahm.

Dieser erste, nicht sonderlich positive Eindruck ändert sich jedoch recht schnell: „Sere Money“ rockt (gelungen!) anfangs nostalgisch auf der 2000er-Schiene und mündet ab der Hälfte in ein ausgedehntes, rhythmisch-hypnotisierendes Finale – da ist es ja wieder, das mit breiter Brust angekündigte, große Kino! Das weniger greifbare, aber ebenso gelungene „Twined Towers“ beschert THE AMENTA und „Revelator“ ebenfalls dicke Pluspunkte. Der Achtminüter frisst sich mit seiner sphärischen, unheimlich dichten Klangkulisse direkt ins Ohr und verwirrt anfangs zwar ein wenig, entfaltet dann jedoch sein ganzes Potenzial.

Leider driften die experimentierfreudigen Australier immer wieder in die klischeebeladene Mittelmäßigkeit ab, mühen sich auf lärmenden Langweiler-Nummern wie „Psoriastasis“ oder „Overpast“ ab, Erinnerungen an eine Zeit zu wecken, in der man mit einem derart simplen Grundkonzept noch als individuell galt. Hier und da blitzen zwar doch einige denkwürdige Momente („Parasight Lost“) auf, alles in allem verwirren THE AMENTA jedoch mehr mit missglückten Spielereien, als dass „Revelator“ der wortgewaltigen Ankündigung gerecht werden könnte.

Wenn „Revelator“ ein Gesicht hätte… THE AMENTA haben sich mit ihrem Album viel vorgenommen – womöglich zu viel?

THE AMENTA – „Revelator“: Hier und da spannend, jedoch keineswegs fesselnd

Im aktuellen Soundcheck verbannten die Kolleginnen und Kollegen THE AMENTA mit „Revelator“ auf den siebzehnten Platz und unterstrichen damit womöglich teils unbewusst den Grund, weswegen die Australier mit ihrem vierten Album nicht wirklich souverän punkten konnten: Die Platte ist – trotz vereinzelt tatsächlich spannender Songs – immer wieder einfach ermüdend vorhersehbar.

Hier und da glückt der große Wurf zwar, doch wenn man ganz ehrlich ist, bekommt man bei „Revelator“ oft das Gefühl, ein ähnliches, angeblich grenzerweiterndes Album mindestens zweimal im Quartal vorgelegt zu bekommen. Damit wandeln THE AMENTA übrigens ungewollt auf den Pfaden ihrer Landsleute, die musikalisch im eingangs erwähnten Metalcore beheimatet sind. Auch die meisten Releases aus diesem Genre sind inzwischen bestenfalls guter Durchschnitt.

08.02.2021
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