The Berzerker - World Of Lies

Review

Was hat er mir die letzten Tage leid getan, mein kleiner Gerbil (Rennmaus-Art)! Erst stirbt ihm letzte Woche sein Zwillingsbruder des Alters wegen weg und dann muss sein Herrchen auch noch die neue Platte der australischen Brutalo-Knüppel-Fraktion THE BERZERKER besprechen. Das kleine Mäuseherz dürfte in Anbetracht dieser Umstände locker doppelt so schnell geschlagen haben, denn Trauer gekoppelt mit der stets in Hasenfick-Lichtgeschwindigkeit gehalteten Mucke der ehemaligen Maskenträger from Down Under hat mit Sicherheit keine beruhigende Wirkung entfaltet. Also jetzt am besten schnell das Review geschrieben, damit nicht in den kommenden Tagen noch ein familiärer Todesfall zu beklagen ist.
Vorteilhaft wirkt sich darauf aus, dass die Geschichte zum dritten Album der Sickos vom anderen Ende der Welt schnell erzählt ist. Viel hat sich an ihrem Gabbatechno-meets-Grind-Gepansche nämlich nicht geändert. Der synthetisch wummernde Bass brummt in teilweise so tiefen Gefilden, dass auch die fetteste Produktion undiiferenziert matscht, während die Double Bass selbst Horgh und Nick Barker im Doppelpack überholt und die Gitarren entweder todesblei-mäßig brachial oder industrial-artig verzerrt aus den Speakern dröhnen.
Einzig in punkto Tempo gehen THE BERZERKER etwas „variabler“ zu Werke als noch auf den Vorgängern, da sich auf „World Of Lies“ zumindest ansatzweise Andeutungen von Groove und abwechslungsreichem Songwriting finden. Zu 95% wird jedoch ohne Sinn und Verstand geknüppelt, was das Zeug hält. Kein Wunder also, dass diese Platte an einem vorbei rauscht wie der japanische Bullet Train, der die 800km lange Strecke von Tokio nach Osaka in ca. 120 Minuten schafft. Innen drin fühlt man sich wohl, aber draußen bekommt man nur kurz mit, dass etwas sehr Schnelles und Undefinierbares den eigenen Weg gekreuzt hat.
Für Freunde von Extrem-Geballer, denen die alten Tage von KATAKLYSM zu langsam waren und die darüber hinaus einem etwas in Richtung Techno-Synthetik geneigten Sound wohl gesonnen sind, dürfen diese Knüppelorgie somit blind eintüten. Allen anderen sei jedoch ein vorheriger Probedurchlauf angeraten, bei dem bitte der nach einem Hidden Track folgende, überlange Instrumentalschlußpunkt „Farewell“ nicht unbeachtet bleiben sollte. Hier präsentieren sich die Landsmänner von AC/DC und ROSE TATTOO auf einmal nachdenklich, geheimnisvoll, bedrückend und doomig-dunkel. Ein Fingerzeig für weitere Veröffentlichungen oder ein kleiner Hinweis auf einen Abschied aus der Szene? Egal, Experiment gelungen und somit einen Bonuspunkt wert. Sogar der Gerbil lunst wieder aus seinem Häuschen!

06.02.2006
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