The BossHoss - Do Or Die

Review

Ganz wenige Alben der letzten Zeit habe ich mit solcher Hochspannung erwartet wie die neue Scheibe der sieben Cowboys aus Berlin! Deswegen gleich vorneweg die Entwarnung: Ja. Sie ist geil. Wie alle Platten davor auch. Deswegen hier ein Tipp für den heutigen Tag: Rechner runterfahren, Termine absagen, „Do Or Die“ kaufen, Anlage aufreißen, Kumpels einladen, Bier aufreißen und ’ne tolle Zeit haben!

Aus Rock’n’Roll, frühem 60s- und späterem ’77er Punk, räudigem Blues, Rockabilly und kernigem Humor kreieren die Berliner ihre ureigene Version von Country. Country Con Cojones quasi. Mit Rocksongs wie der pianounterstützten Single „Last Day“, „Go! Go! Go!“, fröhlichem Stoff wie „Jelly Bean“, dem Elviskennern vorbehaltenen Song „Wolf Call“ oder auch der Slim Harpo-Coversong „Shake Your Hips“ beweisen THE BOSSHOSS einmal mehr Vielseitigkeit, musikalisches Feingefühl und tolle Songwriterfähigkeiten. Sogar jener unbekannten Mary, die bereits auf den Vorgängeralben „Rodeo Radio“ (2006) und „Stallion Battalion“ (2007) Erwähnung fand, wird mit dem Titel „Crazy About Mary“ weitere Berühmtheit zuteil.

Das, was vor einigen Jahren als witziges, einmalig gedachtes Irgendwas-als-Country-Cover-Projekt begann, ist zu einer Band geworden, die sich wohltuend von dem Zeug abhebt, mit dem wir von Didi Bohlen oder vergleichbaren „Musikern“ aus diesem Lande täglich bestrahlt werden. Echte Instrumente, eigene Songs, starke Alben und grandiose Liveshows ohne – bei THE BOSSHOSS wird Rock’n’Roll gemacht und gelebt. Trotz ihrer Shows und dem großen Spaß, den die Jungs verbreiten, kann man sie nicht hierauf reduzieren. Mit Seitenhieben auf’s etablierte Musikgeschäft („Eagelize It“) und nachdenklichen Texten („Break Free“) zeigen THE BOSSHOSS sich von einer witzigen und reflektierten Seite, was man von Männern mit Hut und Stiefeln kaum erwartet hätte.

Wer die glorreichen Sieben schon mal live erlebt hat oder sie schon immer mal live sehen wollte, es aber nie geschafft hat, hat Glück. Denn der Special Edition von „Do Or Die“ liegt eine DVD mit einem Auftritt in der ausverkauften Hamburger Sporthalle, Musikvideo zu „Last Day“ und weiteren Extras bei. Das hier gezeigte Material vermittelt einen sehr guten Eindruck von dem, was die Berliner abziehen, wenn sie vor Publikum stehen. Boss, Hoss, Russ, Guss, Hank, Frank und Ernesto brennen hier ein Feuerwerk ab. Nach dem
SEX PISTOLS-Klassiker „Anarchy In The UK“ folgt eine tolle Mischung aus eigenen Songs und witzigen Covers wie Tony Joe whites „Polk Salad Annie“, Rodriguez‘ „Sugarman“ und „Jesus Built My Hotrod“ von MINISTRY. Satter Sound und Kamerafahrten über die von Anfang an ausrastende Menge machen ganz große Lust darauf, die Typen live zu sehen. Fehlen eigentlich nur noch Bier- und Schweißgeruch.

Mit ihrem neuen Album gehen THE BOSSHOSS ihren Weg konsequent weiter. Dieser Weg führt sie im Herbst führt wieder durch viele große und kleine Ecken in Deutschland. Einen Konzertbesuch bei den Jungs empfehle ich hiermit ausdrücklich und unbedingt! Und den Erwerb des Albums samt DVD sowieso.

30.06.2009
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