The Deformity - Erwachen

Review

Scheiße! Ich wusste, dass dieser Tag irgendwann kommt. Wenn man mal eine zündende Idee für den Verriss des Jahrhunderts braucht, fällt einem natürlich nix ein. Na, wenigstens stehe ich damit nicht allein da, denn THE DEFORMITY ist nämlich auch nix eingefallen. Schlimmer ist allerdings, dass THE DEFORMITY noch nicht einmal was können. Vielleicht wird das ja mal noch was, so in drei, vier oder fünf Jahrzehnten. „Erwachen“ lässt aber nicht gerade darauf hoffen. (Irgendwie kommt mir dieser Plattentitel schon zum zweiten Mal unter… dahinter hat sich schon einmal Grütze verborgen) Zwar lässt die mit nicht einmal sieben Minuten Spielzeit doch sehr aufs Wesentliche reduzierte Scheibe schon erkennen, dass man immerhin weiß, wo man die Klampfe einzustöpseln hat – bis zum Einschalten des Amps hat’s aber offensichtlich noch nicht gereicht. Keine Chance auf Ausflüchte: der Kassettenrekorder, mit dem dieser erste Stehversuch in Onkel Huberts Geräteschuppen hier aufgenudelt wurde, hat’s festgehalten. Übrigens auch das Klickgeräusch, das er selber macht, wenn man ihn ein- und ausschaltet. Ist das nun Underground oder ist das Underground?!

Was einem während der paar Minuten entgegenrauscht, offenbart bei genauem Hinhören dann doch so etwas wie angeschlagene Saiten. Womit angeschlagen? Kann ich nicht sagen. Immerhin rumpelt irgendwas. Und irgendwas krächzt auch. Das wird der Gesang sein – eine so genaue Zuordnung lässt das interne Mikro des Kassettenrekorders leider nicht zu. Außerdem sind die Songs immer schneller vorbei, als man irgendwas heraushören könnte. Für „Doom Death Metal“, wie das die Band-Website nennt, doch mal was Neues! Death-Doom im Grind-Hosentaschenformat. Für die kleine Depression zwischendurch.

Sollte einen die nach Sechsminuteneinundvierzig noch nicht ereilt haben, dann dürfte es nach Ansicht des Fünfjahresplans auf der Homepage soweit sein, der mit visionärer Weitsicht schon weitere Releases mit noch nicht „geschriebenen“, noch nicht betitelten, aber schon mal auf die Tracklist gekrakelten Titeln androht. Rette, sich wer kann…

Aber mal ehrlich: warum sich jemand die Mühe macht, gleich seine offensichtlich allererste Berührung mit Instrumenten und Aufnahmegerätschaften dazu zu nutzen, seine halbe Songidee aufzunehmen und in die weite Welt zu schicken, erschließt sich mir nicht ganz. Vielleicht, weil man hofft, irgendwann, wenn die Karriere auf Hochtouren läuft, mit diesem Urzeitkrebs ein kleines Vermögen bei Ebay zu machen? Oder weil man ein lustiger Witzbold ist, der das nur aus Spaß macht? Na wenigstens ist mit Sechsminuteneinundvierzig nicht allzu viel kaputt. Trotzdem wäre es vielleicht besser, die Instrumente jemandem zu geben, bei dem sie keinen Schaden anrichten, und lieber wieder die Gartengeräte in den Schuppen zu stellen. Das Zeug rostet im Freien doch…

23.01.2007
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