The Faceless - Planetary Duality

Review

„Spawned from the seed of aliens and birthed from the wombs of monsters, the members of THE FACELESS were raised in isolation with nothing but their musicianship to soothe their wretched existence.“

Aha. Seltsam, die fünf Gesichter, die da für das Bandphoto in die Kamera gucken, sehen eigentlich ganz nett und gemütlich aus. Wahrscheinlich wurden hier Gedankenkontrollstrahler benutzt – denn nicht nur die Gesichter der Aliens, sondern auch ihre Musik macht auf mich einen ganz und gar irdischen Eindruck.

„Planetary Duality“ stellt nach dem 2006er-Album „Akeldama“ (veröffentlicht via Sumerian Records) das Zweitwerk der Band dar, welches nun auch bei uns in Europa veröffentlicht wird, nachdem es in den USA bereits letztes Jahr in die Top-200-Album-Charts einstieg. Musikalisch gibt man sich darauf einem Mix aus sehr technischem Death Metal, der einen oder anderen Black-Metal-Anleihe sowie hier und da eingestreuten -core-Parts hin, leider ohne das doch recht nette Alien-Bandkonzept auch lyrisch und musikalisch konsequent durchzuziehen (dies äußert sich lediglich im elektronisch verzerrten Gesang, der ab und zu auftaucht).
Eins muss man den in Los Angeles gestrandeten Außerirdischen ja lassen: Ihre Instrumente beherrschen sie! Unglaublich komplex und technisch versiert trumpfen sie auf „Planetary Duality“ auf und lassen das Album so mehrmals den schmalen Grat zwischen technischem und progressivem Death Metal überqueren. Ganz im Stil von CYNIC lässt man hier und da auch gerne mal jazzige Parts auftauchen (zum Beispiel in „Sons Of Belial“), dann Klargesang folgen, um im nächsten Moment nach CANNIBAL CORPSE zu klingen, Grindcore-verdächtig loszuprügeln, ein melodisches Gitarrensolo zu spielen oder ein Black-Metal-Riff einzustreuen. Das alles macht „Planetary Duality“ zu einem herrlich verspielten und gleichzeitig ultra-brutalen Progressive-/Technical-Death-Metal-Album, das mit einem wuchtigen Sound ausgestattet ist und fast auf voller Länge überzeugen könnte. Wenn nicht …

Tja, wenn in dem ganzen Durcheinander nicht der rote Faden verloren gehen würde. Zwar schaffen es THE FACELESS, die vielen verschiedenen Elemente zu einer Suppe zu vereinen, es klingt also nichts an den Haaren herbeigezogen oder nur der Komplexität oder Abwechslung wegen integriert, aber dennoch vermisst man hier und da das, was „Planetary Duality“ zu einem in sich geschlossenen Album macht. Klar, es ist ein Konzept vorhanden, sowohl lyrisch, als auch musikalisch – aber wirklich zu durchblicken ist es nicht. Was machen THE FACELESS denn nun? Deathcore? Progressive Death Metal? Black-Death-Grindcore-Mischmasch? So wirklich definieren kann man das nicht, so dass die Frage, was THE FACELESS denn jetzt mit ihrem Album bezwecken wollen, offen bleibt.

Die Band muss also ganz klar noch an ihrem Konzept arbeiten und den berühmt-berüchtigten Roten Faden in ihrer Musik finden. Wenn ihr das gelingt, könnte da noch was ziemlich Gutes bei herauskommen – die Ansätze sind auf jeden Fall da!

20.02.2009
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