The Holeum - Sublime Emptiness

Review

Leichte, zugängliche Musik zu schreiben, war wohl noch nie das Ziel von THE HOLEUM. Das Erstlingswerk „Negative Abyss“ wurde entsprechend unterschiedlich aufgenommen, von Begeisterung bis ungläubigem Stirnrunzeln war alles dabei. Wenig überraschend, ist es auch recht schwer, den Sound der fünf Spanier greifbar zu machen, oder gar in gängige Schubladen einzusortieren. Die erkennbaren Zutaten kommen allerdings hauptsächlich aus den Bereichen Post-Metal, Doom und Dark Ambient, teilweise deutlich ins cineastische abgleitend. Der zweite Longplayer „Sublime Emptiness“ verlangt also dringend nach einer Tiefenanalyse.

THE HOLEUM – Experimentell und doch stimmig

Mystische Trommeln, wabernde Synth-Flächen und leicht alternativ angehauchte Riffs begrüßen den Hörer zu Beginn von „Obsidiana“. Die heiseren Screams, mit viel Hall abgemischt, entsprechen ebenfalls recht stark der Post-Metal-Blaupause, wobei die vielen unterschiedlichen Melodielinien den Song verhältnismäßig leicht verdaulich ausgestalten. Ein durchaus clever gewählter Opener, um das Publikum nicht direkt zu verschrecken. Die gegen Ende einsetzenden Chöre bilden das erste, eher ungewohnte Element auf „Sublime Emptiness“, fügen sich aber hervorragend in die atmosphärische Nummer ein.

Einen ungleich schwereren Brocken kündigt bereits das monotone, doomige Riff zum Start von „Geometric Dance“ an. Mit einsetzendem Gesang nimmt der Song eine Wendung in Richtung Djent, bevor ein Spoken-Word-Part die Einleitung zu richtig abgefahrenem Scheiß bildet. Warum eigentlich nicht das ruhige, düstere Zwischenspiel mit jazzigen Trompeten untermalen? Klingt eigenartig, zusammen mit den beschwörerischen Grabesstimmen im Hintergrund entsteht aber eine ungemein fesselnde Melange.

Auch „Protoconsciousness“ bleibt progressiv, wobei THE HOLEUM ein gutes Maß dafür entwickeln, wann ein Song dringend Auflockerung benötigt, umgesetzt über fast schon eingängige Gitarrenmelodien. Auch diese Nummer kommt aber natürlich nicht ohne Überraschung aus. Die düsteren Schamanen-Gesänge aus „Geometric Dance“ werden wieder aufgegriffen, dieses Mal allerdings nicht mit Trompeten, sondern einer alien-artigen Roboterstimme kombiniert. Interessanterweise wirkt diese aber gar nicht wie ein Fremdkörper, die Clean-Vocals ganz zum Ende sind hier eher die große Überraschung.

Schleppend-doomig beginnt „Drake Equation“. In einer erneut gesprochenen Passage wird die große Leere beschworen, die durch die wenig später einsetzenden Screams passend vertont wird. Auch hier wird der vorangegangene Song teilweise fortgesetzt, die Alien-Stimme wirkt aber noch kälter und fremdartiger. Atmosphärische und monotone Parts nehmen viel Raum ein, während der vereinzelt eingesetzte, gefühlvolle Klargesang dafür sorgt, dass auch einmal durchgeatmet werden kann. „Fractal Visions“ wiederum könnte geradezu eine klassische Singleauskopplung sein, da hier sogar so etwas wie ein catchy Refrain vorhanden ist. Die Trompeten im Ambient-Mittelteil machen aber klar, dass es hier keineswegs um platte Eingängigkeit geht.

Der mit über neun Minuten mit Abstand längste Song „Metempsicosis“ erinnert zunächst fast ein wenig an aktuelle SÓLSTAFIR, bevor erst doomige und danach schrammelnde Post-Rock-Gitarren das Bild bestimmen. Es handelt sich hier mitnichten um eine aufgeplusterte Mammut-Komposition, vielmehr fällt die längere Spielzeit kaum ins Gewicht. „Metempsicosis“ ist ein überraschend leicht zu verdauender, geradezu verträumt-melodischer Rausschmeißer eines wirklich gelungenen Gesamtwerks.

„Sublime Emptiness“ trifft die richtige Balance

THE HOLEUM treffen auf „Sublime Emptiness“ dir richtige Balance aus Atmosphäre, melodischer Eingängigkeit, düsterer Schwermut und verkopfter Experimentiererei. Geschickt werden vorher schon einmal eingesetzte Elemente erneut aufgegriffen, um sie mit neuen Ideen zu verbinden und aus dieser Dynamik immer wieder neue Spannung zu erzeugen. So klappt es aber auch ganz hervorragend, trotz der ständigen Tempo- und Stilwechsel das Album wie aus einem Guss wirken zu lassen.

Gleichzeitig tappt die Band erfreulicherweise nicht in die Falle der zu langen Spielzeit oder einer zu großen Anzahl von Songs. Auch durch die geschickt gewählte Playlist läuft das Album trotz Progressivität, trotz aller ungewohnten Einschübe, erstaunlich gut rein. Auch wenn wir es hier nicht mit einem Meilenstein zu tun haben, ist „Sublime Emptiness“ eine verdammt gute Scheibe für Fans von Bands wie THE OCEAN oder auch der Label-Kollegen von OCEANWAKE, wobei die Spanier gegenüber letzteren aktuell klar die Nase vorn haben.

14.08.2019

"Time doesn't heal - it only makes you forget." (Ghost Brigade)

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