The Kilimanjaro Darkjazz Ensemble - The Kilimanjaro Darkjazz Ensemble

Review

Jason Kohnen und Gideon Kiers teilen eine Vorliebe für alte Stummfilm-Klassiker und das filmkünstlerische Werk der Quay Brüder. Irgendwann begannen sie, Filme wie „Nosferatu“ und „Metropolis“ neu zu vertonen, ihnen einen neuen Soundtrack zu schreiben.
Aus den anfänglichen Inspirationen auf die Kunsthochschulabsolventen hat sich ein Kompositionsstil entwickelt, den man durchaus mit „visueller Musik“ bezeichnen könnte. Musik für Bilder auf der Leinwand, oder Bilder die nur im Kopf existieren. Musik, die Bilder im Kopf entstehen und lebendig werden lässt.

Das klangliche Medium ist eine Fusion aus düster angehauchtem, melancholischen Jazz mit zum Teil sehr modernem Einschlag – manch einer findet an dieser Stelle auch Gefallen an Termini wie „Noir Jazz“ oder „Future Jazz“ – mit Elementen von ‚Intelligent Dance Music‘, Ambient, Avantgarde und experimentellen Streifzügen durch die Welt.

Mir wurde diese Platte ans Herz gelegt, weil ich u.a. Jazz der Art BOHREN & DER CLUB OF GORE sehr schätze, auch wenn THE KILIMANJARO DARKJAZZ ENSEMBLE nur entfernt mit den deutschen Doom-Jazzern vergleichbar sind. Gemeinsam ist ihnen die Atmosphäre nächtlicher, verlassener Großstadtstraßen, leblose Kanäle einer sonst so lebhaften Zivilisation. Desweiteren der oft dominante Bass und das Piano in sehr minimalistisch angelegten Stücken.

In ganz andere geografische Gefilde verschlägt es den Hörer z.B. in „Rivers Of Congo“, ein psychedelischer Jazz-Trip mit Posaune und Cello durch das schwarze Herz von Afrika.
Sehr geradlinig und fast schon clubtauglich sind Stücke wie „Lobby“, eine Art – nomen est omen! – ‚intelligent lounge music‘, sowie „Vegas“, der zunächst gar nicht so jazzig, sondern mehr in Richtung IDM, programmierte Beats, experimentelle Electronica geht und sich dann zu einem Dub-nahen Jazz-Song entwickelt.
Bei „Solomon’s Curse“ muss ich hin und wieder an das FREIGHT ELEVATOR QUARTET denken, allerdings auch nur am Rande, da deren Jazzversion ja vor allem im Drum’n’Bass verwurzelt ist. Aber die Melodien, die Stimmung… richtig großartig wird es dann in der zweiten Hälfte, wenn sich der Song auf orchestrale Weiten ausdehnt.

Ein Album wie ein Soundtrack, wie eine Reise in einem internen Film, der trotz seiner Liebe für die Nacht oft gar nicht so dunkle Bilder zeichnet. Ein Album, welches gekonnt Jazz sowohl mit klassischer als auch vollkommen elektronischer Instrumentierung verbindet, facettenreich und fesselnd von der ersten bis zur letzten Minute.

Das Debut der Briten ist 2006 auf Planet Mu erschienen, was mich einerseits ein bißchen überrascht hat, aber andererseits gar nicht verwunderlich ist, schließlich ist Eigentümer Mike Paradinas selbst ein Vollblutmusiker, der sich in den vom KILIMANJARO DARKJAZZ ENSEMBLE erkundeten musikalischen Welten wohlfühlt.
Das selbstbetitelte Album ist ein mehr als gelungener Einstand auf den hoffentlich irgendwann ein ebenso begeisterndes Zweitwerk folgen wird.

29.10.2007
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